Zunächst gilt es aber noch einige wichtige Hilfsmittel (und Schwierigkeiten) zu besprechen, und zwar mehr von der grundsätzlichen Seite her. Bei den Führern unserer klassischen Imkerei findet man oft Vermehrungshantierungen, die ausgesprochen kühn sind und für einen Durchschnittsimker kaum in Frage kommen. DZIERZON machte dutzendweise seine Kunstschwärme mit befruchteten Königinnen ganz „im Vorbeigehen” von Stand zu Stand. Er sperrte die Königinnen einfach hinter Wachsverschluß ein. Er konnte nicht Wache stehen gegen Räuberei und vorzeitiges Schwachwerden, und wir müssen dem grundehrlichen Mann (schon angesichts seiner unglaublichen Vermehrungs- und Züchtungserfolge) glauben, daß ihm „nie” Ableger mißglückten [in der Deutschen Bienenzucht in Theorie und Praxis, 1936. S. 53. schreibt der Imker Karl KOCH: „Da aber die Bienenzucht sein wesentlicher Broterwerb war, trieb er die Vermehrung durch Ableger ins Maßlose, und man kann nur annehmen, daß nur die Begeisterung für DZIERZON recht viele Käufer der Ableger zum Kauf gelockt haben mag. Bei seinem Massenbetrieb werden manche Ableger recht winzig gewesen sein. Ebenso stand es um seine Königinnenzucht, die dann zur allgemeinen Massenfabrikation aus einem Stückchen Brutwabe und einer Handvoll Bienen ausgeartet ist und wofür viel Geld bezahlt wurde, 10–16Taler für eine nichtsnutzige Königin. Dieser arg ausgebreiteten Königinnenunzucht hat Pfarrer GERSTUNG den Boden entzogen.” Dabei ist das Ganze überschrieben: „Dr. Joh. Dzierzon zu seinem 125. Geburtstag.”]. GRAVENHORST setzte munter Völkern unbefruchtete Königinnen aus seiner (wohl ältesten) Weiselburg zu, und ihm gelang's [Br. ADAM dürfen wir glauben, daß er bei seinen Zusetzmethoden, die vielen horrend vorkommen, keine Verluste hat.]. Diese Meister müssen ein unglaublich feines Fingerspitzengefühl besessen und ihre Völker, ja Stände, in bestem Schuß gehabt haben. Sie wußten immer, wie weit sie gerade gehen durften, und so weit gingen sie im allgemeinen auch. Außerdem waren sie scharfen Auges immer hinterher! Man muß sie auch als Artisten ihres Falles bewundern. Ihr Glück war der Lohn für dauernde Umsicht und Treuheimkleinen. Ähnliches gilt für Dr. MILLER mit seinen Rekordernten an Pfundrähmchen, für DEMUTH mit seiner ebenso kühnen wie erfolgreichen Urlaub-Imkerei und für so manchen Wolkenkratzer-Imker. DEMUTH fuhr mit 200 erlesenen Weiselkrügen 400 km weit und setzte je einen den frisch geteilten halben (weisellosen) Brutnestern zu. Das Zusetzen von reifen Weiselzellen ist bzw. war bei uns Mode. In Amerika liebt man (teilweise) das Einsetzen eines unreifen, und zwar eines möglichst jungen „königlichen” Lärvchens mit viel königlichem Futter. Der (65) Transport ganz reifer Zellen kurz vor dem Schlüpfen ist ungefährlich, der Transport ganz junger Larven wohl auch, falls Pflege, Futter und Wärme zur Verfügung stehen. Die Wiederbeweiselung wird dadurch etwas verzögert. Unsere Klassiker empfehlen Einschneiden der Königinzellen erst am zweiten Tag oder Schutz der gleich eingeschnittenen durch Pfeifendeckel, Weiselschützer oder dergleichen. Allerdings darf man dann die Befreiung nicht verbummeln.
Die später folgenden Erzeugerpläne, aber auch die jetzt folgenden Hilfsmittel zeigen: Der Stabilbau ist, richtig betrieben, nicht hoffnungslos veraltet. Er kann durch Absperrgitter oft bereichert werden. Geringes Betriebskapital, teilweise geringe Arbeitszeit (Wabenarbeiten!) sind sogar wirtschaftliche Vorzüge. Der Warmbau-Hinterlader erscheint besonders dann rückständig, wenn Schichten-Stockbeweglichkeit fehlt. Die etwa 20 cm hohe und etwa 40 cm lange Kaltbau-Breitwabe [Genormt 42,8 x 21,6 cm] hat uns LANGSTROTH vor (genau) 100 Jahren geschenkt. Die niedere Breitwabe hat 4/5 der Imkerischen Welt erobert. Sie ist ein treubewährtes Hilfsmittel der Erzeugung, zumal in etwa neun- bis zwölfrahmigen austauschbaren Oberlader-Zargen. Statt mit Einzelwaben hantiert man dabei häufig mit ganzen Magazinen. Das Einzelmagazin kann ein Zwergvolk aufnehmen. Es mag ins ungemessene wachsen, man fügt einfach Magazin über Magazin. Wabenwechsel, Gitterwechsel, das Durchschleusen der Königin gehen großartig. Die Magazine mit ungerader Wabenzahl haben ein Mittelplätzchen, das zum Zwischenhängen besonders einlädt. Von zwei Hilfsmitteln war oben schon wiederholt die Rede: Die Zuckerfütterung ist heute deswegen mit Recht viel verbreitet: in vielen Ländern ist die Preisspanne Zucker — Honig günstig. Zucker ist hygienisch jederzeit greifbar, als Winterfutter im Durchschnitt dem Honig, zumal den Herbsthonigen, mindestens ebenbürtig. Das Wandern ist heute im Zeitalter des luftbereiften Autos und der Autostraßen, die z. T. schöne Trachtgebiete erschließen [Wer hilft mir eine Autobahnwanderkarte herauszugeben, ähnlich wie meine frühere Eisenbahnwanderkarte (AfB. 1923, V, 5)?], sehr erleichtert. Es bereichert die ganzen Erzeugerpläne ganz wesentlich. Erzeugen in unserem Sinn erzeugt auch Wachs (mit Hilfe einer vernünftigen Wachspresse). Die eigene Mittelwandpresse oder -walze ist ein wichtiges Hilfsmittel der Erzeugung (mitten im Winter!). (66) Eine billige, maschinell gedrahtete Mittelwand (vgl. DADANTs Erzeugnis) wäre bei uns willkommen. Die Mittelwand braucht die Wachserzeugung der Bienen gar nicht besonders einzuschränken, sorgt aber für gute voll ausgebildete Waben, ohne Drohnenhecken (vor allem in der Wabenmitte), sorgt im Sommer für bessere Durchlüftung des Brutnestes, ohne das Brutnest zu durchhöhlen. Sie fördert das Eilegetempo, weil die Zahl der halbfertigen Zellen viel rascher wachsen kann (wichtiges Mittel, um ein Volk zu treiben). Sie erlaubt glückliche Verbindung von Wachs- und Bienenfleischerzeugung, stachelt schon dadurch den Fleiß der Völker an, macht den Wabenwechsel besonders leicht und fruchtbar, sorgt für fast rähmchengroße, gleich alte Brutflächen. Sie steift zumal in Verbindung mit Drahten die Waben aus (Schleudern, Wandern!). Das Absperrgitter (nach verschiedenen Vorläufern vor allem durch PROKOPOWITSCH eingeführt) ist ein wertvolles Hilfsmittel geworden im planvollen Erzeugen und Vermehren. Es erlaubt (ein wichtiger Vorteil) einen Teil des Brutnestes in den Honigraum zu verlegen und die Königin durchzuschleusen (ARMBRUSTER, Imkerei-Betriebsformen, Nr. 28). Mehrarbeit, die man in den Winter verlegen kann, darf man ruhig in Kauf nehmen. Dickwaben haben an sich manche Vorteile, aber sie sind ein gewisses Gegenteil von Normung und Austauschbarkeit und erschweren dadurch eine großzügige Planwirtschaft.
Das Zwischenhängen ist wohl das Erzeugermittel, das am häufigsten sich anwenden läßt (nicht immer angewendet wird!). Das Zwischenhängen von leeren hellen Waben mitten ins Brutnest ist ein Mittel, um zu treiben, bei Spitzenvölkern schon sehr zeitig anwendbar. Das Zwischenhängen von Mittelwänden schließt sich an als weiteres Hilfsmittel des Treibens und als Teil des Wabenwechsels. Über die Vorteile dieses Zwischenhängens war oben schon die Rede (vgl. auch ARMBRUSTER, 1932, S. 57, „Bienenzucht – ob und wie”). Eine Einschränkung muß gemacht werden. Bei sehr großen Waben, besonders Hochwaben und mäßigen Brutnestern ist es mir schon vorgekommen, daß der eine Warmbau ó Brutnestteil Königinzellen ansetzte und eine wertvolle helle Zuchtmutter verloren ging. Bei niederen Kaltbau ó Breitwaben wird nicht hinten ein einsames Stübchen abgetrennt, sondern die Wahrscheinlichkeit, direkt am Flugloch bald in die eine, bald in die andere Brutnestabteilung zu kommen, ist für die Bienen gleich groß. Da die Traube oben über die Rähmchen greift, ist stets Tuchfühlung vorhanden, natürlich auch vorn am und über dem Flugloch. Der Wabenwechsel hat viele Vorteile: Wenn man das ganze Brutnest mit einem Male von der Königin durch das Absperrgitter trennt, dann entstehen eher Königinzellen. Wenn die Königinzellen vom Flugloch durch ein Absperrgitter getrennt sind, dann ist ein Nachschwärmen nicht so leicht, aber bisweilen schlüpft eben doch eine schlanke Prinzessin durch das Gitter (und pflanzt ihre Schmächtigkeit fort!). Der Wabenwechsel erreicht genau das Gegenteil. Die Königin kann enorm legen, da aber immer wieder mitten im Brutnest gähnende Lücken entstehen und die verdeckelte Brut stets „aus dem Gesichtskreis” verschwindet, bleibt das Gefühl: „Wir sind ja noch lange nicht fertig, wir können noch nicht schwärmen, wozu schon Königinzellen?!” Die vier Brutwaben im Honigraum enthalten keine jüngsten Brutstadien. Die Honigraumbevölkerung hat auch sonst keine Sondergelüste: mit 3–4 Waben Brut will sie sich schon gar nicht selbständig machen. Wenn unten doch Weiselzellen entstehen wollen, merkt das der Imker deswegen leichter, weil sein Wabenwechselplan ihn getreu zur Nachschau zwingt. Sehr viele sind vom ursprünglichen DEMAREE–Plan zum Wabenwechsel übergegangen, z.B. PREUSS.
Zum Bauen ist Wärme nötig. Inmitten des Brutnestes ist es am wärmsten. Dort wird immer wieder Gelegenheit zum Bauen geschaffen. Kälterückschläge sind dabei relativ ungefährlich. Der Wabenwechsel sperrt die Königin ebenfalls sachte ein, sie bleibt in der Mitte. Wenn Tracht ist, dann werden stündlich soviel Brutwiegen leer, und zwar in den Außenpartien, daß die Königin bis auf weiteres nicht durch Honig im Eierlegen gestört ist (was u. U. bei längerdauernder Tracht erwünscht ist). Während mäßiger bis guter Tracht die Königin nicht einzuengen, vielmehr eher zu treiben, hat viel für sich. Es geht ziemlich mühelos und billig. In allen Teilen angestrengte Völker leisten am meisten und kosten, da jeder Leerlauf, wegfällt, relativ am wenigsten. Die Honigvölker werden nicht so volkschwach für die Spättracht, die Zuchtstöckchen werden rascher zu Wandervölkern. Das Wandern zehrt am Volkbestand (Brausen und Gedrückt werden — Thoraxdellen!! — während der Verfrachtung, Verfliegen sowohl draußen als daheim !). Wabenwechsel während der Tracht wird dann erst lästig, wenn Honigräume richtig schwer werden. Im Übrigen erntet und erleichtert (68) man bald. Die vornezu geschleuderten Honigwaben hängt man feucht unten ein ó man erspart jetzt den vielbeschäftigten Erntearbeitern das Bauen. Im Honigraum schafft man Platz für die hinaufgewechselten Brutwaben dadurch, daß man gut gefüllte und bestens verdeckelte Honigwaben herausnimmt. Der rasche Wabenumlauf ist jetzt wichtig, sonst brauchte man ja noch größere Wabenvorräte (mit dem leidigen Risiko usw.). Wer in die Mitte hangt, legt einen großen Kreis, einen Meridian, durch die Brutkugel. Die Fläche, von der Brut eingeschlossen, ist die denkbar größte. Wer Mittelwände gleich mitten ins Brutnest hängt, erhält gleich das erstemal eine ausgedehnte Brutfläche. Eine Wabe, die immer in ihrer ganzen Ausdehnung bestiftet wird, gibt, ohne zu überaltern, viel mehr Bienen das Leben, als eine Wabe, die mehr nur in der Mittelfläche bestiftet wird: das bedeutet unter Umständen halben Aufwand bei der (aufwändigen!) Wabenerneuerung. Gewisse großformatige Hochwaben kann man bei Warmbau relativ schlecht mitten ins Brutnest hängen, sie werden fast regelmäßig nur in der Mittelfläche bebrütet: sie liefern durchschnittlich nicht mehr Bienenkinder als erheblich kleinere Breitwaben, die man fast stets durch das mittlere Brutnest laufen läßt, erfordern aber erheblich mehr Aufwand. Der Baurahmen ist ein Behelf für Hinterlader und Fensterstöcke. Beim Warmbauhinterlader ist natürlich ein Blick durchs Fenster praktisch und die wiederholte Entnahme des Baurahmens einfach. Das Baurahmenfenster (bzw. ein Warmbau-Baurahmen) ist praktisch bei Blätterstöcken, aber es verbaut auch die Sicht in die Wabengassen. Wer die Mühe auf das Zwischenhängen von Mittelwänden verwendet statt auf Baurahmen, bekommt Wachs und verwertet es gleich bestens, er erhält gute Einblicke ins Volk und nützt den wertvollen Platz im Brutraum: man zieht nicht immer wieder die Königin aus dem Brutnest und vergeudet keinen Futtersaft, selbst wenn man mal unfreiwillige Bedienungspausen macht. Wenn man (ausnahmsweise) mal viel Drohnen braucht, ist ein leeres Rähmchen bald zur Stelle. Da ich empfehle, die Mittelwände nicht größer, sondern etwas kleiner zu wählen als das Rähmchen-Innenmaß, können die Bienen, die wollen, stets etwas Drohnenwachs bauen, denn gerade die Schwärmer erhalten ja Mittelwände; und wenn ich ihnen die Waben wechsele, stoße ich mit der Nase auf das „Fieberthermometer”. Alle größeren Eingriffe am Volk, insbesondere alle Umhängearbeiten im Stock, sollten möglichst abends, gegen Flugende, vorgenommen werden. Einen drastischen Beweis lieferte ich mal im Bienengarten meinen Helfern (69) und Schülern. Der Waagstock räuberte [Mehlprobe!] und nahm morgens vor der Zeit mächtig zu. Ich nahm im Waagstock einen kräftigen Wabenwechsel vor. Die Räuberei [Die Freiaufstellung soll die Räubereien begünstigen, davon habe ich nichts gemerkt. Hier braucht man bei Oberladern keinen Wabenbock, es geht alles viel besser, Räuberalarm benötigt einige Zeit. Umgekehrt merkt man Räubereigefahr bei Freiaufstellung sofort: Auffallendes, suchendes Fliegen der Bienen längst der Stockritzen, wo Honiggeruch schwach herausdringt. Ich kann mich nie erinnern, daß eine solche kritische Lage lange gedauert hat oder gar zu richtiger Räuberei wurde. Nur darf man bei solch kritischen Lagen keinen Stock öffnen. Nach der betreffenden „Eselei” suchen, etwas verschüttetes Futter etc., evtl. die Fluglöcher verengern und eine Zeitlang Wache halten.] hörte (endgültig!) auf, auch die Gewichtszunahme. Der ganze schön organisierte Außendienst (Sammeldienst) wird also durch künstliche Umstellungen im Innern stark auf den Kopf gestellt. Wenn die Umstellungen am Abend erfolgen, ist morgens wieder alles klar zum Gefecht.
Wer grundsätzlich Schwärme, Feglinge und alle Kunstschwärme und nackte Völker, die die „Weihe der Schwarmtraube” gekostet haben, auf Mittelwände setzt, und wer beim Wabenwechsel allen erstarkten Völkern Mittelwände zwischenhängt, der wird nicht nur den Fleiß der Schwärme und den Eierstock der Königin ausnutzen, nicht nur treiben und das Bienenfleisch erneuern, sondern auch den Wabenbau. Er erzieht sich gleichzeitig zu Planarbeit und Hygiene. Das (Ordnung vortäuschende) Stempeln ist ganz unnötig. Ein Kennzeichnen von Waben kommt allenfalls bei Seuchengefahr in Frage (falls die Vorschriften nicht Verbrennen verlangen!). Es ist einleuchtend, daß Bauenlassen die Ernte eher stört als das Brütenlassen. Denn die Ammendienste werden von den stets vorhandenen Jungbienen aufs beste besorgt, während letztere für die Ernte weniger praktisch sind. Jeder Arbeiter am richtigen Platz ! Eine bauende Biene kann ebenso gut anderes tun, besonders sammeln. Wo Wachsdrüsen entwickelt sind, braucht diese Leibesfrucht weder die Leibesfunktionen stören (Stauungen), noch (ausgeschieden) verkommen. Bei guter Tracht werden z.B. viel Wachsdeckel benötigt. Die Waben werden bis in die Ecken ausgeflickt usw. Gute Tracht wirkt auf die Wachsdrüsen: wenn man beim Oberlader die Waben- und Rähmchenoberteile von weißen Wachsspuren wie überzuckert findet [Gerade bei Oberladern sieht man an den Rähmchen- Oberteilen dieses erfreuliche Bild deutlich und zwar sofort beim ÷ffnen.], dann weiß man, es ist neuer Zug in der Sache, sonst nicht! Vom 15. Mai bis 15. Juli finden sechs Wabenwechsel zu je zwei Waben statt. Sie liefern (neben 12 500 bis 60 000 Jungbienen) zehn ausgebaute Mittelwände (weil man ausnahmsweise mal leere Waben z.B. vom Stock selbst verwendet). Wenn der Stock auch einige an Schwächlinge, Zuchtstöcke usw. abgeben muß, dieses Wachsvermehrungs- und Erneuerungstempo genügt! Wenn das Volk aus einem kräftigen Schwarm oder Kunstschwarm entstanden ist, dann besitzt es ja von vornherein neuen Bau. (70) Die erwähnten 60 000 Jungbienen schlüpfen im Honigraum; im Brutraum schlüpfen natürlich auch noch Jungbienen! Das Kalenderalter spielt keine Rolle bei der Erneuerung, denn häufig wird zwischendurch Honig in eine Wabe getragen und bleibt, gefüllt oder ungefüllt, länger mal unbenutzt. Die Farbe allein entscheidet. Hellbraune Waben sind z.B. für Wander-Ersatz-Honigräume sehr wohl geeignet. Man wird immer die fehlerhaftesten bzw. dunkelsten Waben einschmelzen. Die Frage, in welchem Tempo wir die Königin erneuern sollen, wurde wiederholt schon gestreift und beleuchtet. Da die Königinnen im Jahrnachihrer Geburt am meisten leisten, auch dann, wenn sie nicht getrieben werden, dann werden sie offenbar im zweiten Jahre nach ihrer Geburt besonders auch dann nachlassen, wenn man sie treibt und auspumpt. Umgekehrt, wenn die Lebenskraft, die Eierstöcke und Spermienvorräte [Aufs Schönste bestätigt durch wichtige amerikanische Messungen der Spermienzahlen je in der Samenblase bei einmal und mehrmals, natürlich und künstlich begatteten Weiseln. Bei künstlicher Begattung mit dem Sperma von nur einer Drohne (der Fall exakter Vererbungsversuche) reicht der Spermienvorrat nur für kurze Zeit und nur für ein kleines Versuchsvölkchen Schon aus diesem Grunde kann man mit der künstlichen Begattung nicht züchten auf Leistung, die man naturgemäß nur bei einem normal starken Volk feststellen kann (AfB 28, 16, 18 u. 27,8).] es ordentlichen Königinnen gestatten, auch als zwei-, drei- und teilweise sogar vierjährige noch sehr Anständiges bis Anständigstes zu leisten, dann wäre ein starkes Auspumpen der Einjährigen erstens möglich und zweitens sehr wirtschaftlich [vgl. Br. ADAM (AfB 29, 18 u. Anm. 5.)]. Alle zwei Jahre wird man also einen Stock umweiseln, so oder so. Häufiger ist ungerechtfertigt, züchterisch nicht zu verantworten, bringt doppelte Umweiselungs-Arbeit und -Störung. Wer züchtet, der hat eher die Aussicht, gute Mütter zu erhalten. Die längere Probe am ganzen Stamm muß das ersetzen, was die gar zu kurze Erprobung am Einzeltier an Unzulänglichkeiten bringt. Spitzenköniginnen kann man für Zuchtzwecke ins dritte Jahr nehmen. F. BRÜNNICH, 1923, AfB. V, S. 236, gab ein hübsches Beispiel von einem empor gezüchteten Stand. Die Königinzucht ist ein eigenes Kapitel der Betriebslehre, wie die Züchtung eng verwandt ist mit der Erzeugung ó es kann hier nicht behandelt werden; nur einige Betriebswinke, für die Erzeugung wichtig, seien gegeben: Wer Königinzucht mit Umlarven betreibt, kann sehr früh königlichen Futtersaft im Arrestkasten sich verschaffen. Umlarven erlaubt Auslese aus gutem Stamm, von gleichem Alter (gute gleiche Termine für die Weiterbehandlung). Eine eigentliche Königinzucht erlaubt das Bilden von frühen kleinen Begattungsvölkchen, Benutzung von Belegstellen, frühes Auflagerlegen zahlreicher befruchteter Zuchtmütter. Das erleichtert die künstliche Vermehrung und Erneuerung (das Erzeugen) wesentlich. Die Begattungsvölkchen (71) sind die Frühjahrsoffensive der Erzeugungsschlacht. Sie erlauben eine Früh- und Massenvermehrung durch Feglinge. Die Kleinheit ist unbedenklich (weil die Königinzellen in starkem Volk erzogen sind), ja er wünscht, weil hier der seltene Fall verwirklicht ist, daß Prinzessinnen (also unbegattete Königinnen) mit großer Sicherheit angenommen werden. Belegplatzbetrieb ist nicht immer wirtschaftlich. Mancher wird statt umlarven (evtl. Arrestkasten) oder aus Zeitmangel die ersten (und wirklich) besten Königinzellen verwerten. Zu Begattungsvölkchen in vernünftigen Kästchen wird man dringend raten müssen: Die Königinvölkchen, Begattungsvölkchen sind kleine Ableger (Feglinge), die nach Begattung der Prinzessin wiedervereinigt werden. Sie sind grundsätzlich deswegen zu empfehlen, weil sie nicht groß sein müssen. Die Behälter werden dadurch billig. Man kann leicht eine Zahl halten, halb so groß wie die Stockzahl. Man braucht wenig Bienen, schwächt also die Völker nicht für die Tracht. Das ist auch deswegen wichtig: Eine vernünftige Zucht arbeitet mit vielen kleinen Sätzen, bei denen die Termine möglichst gleich liegen. So muß man gleichzeitig meist eine ziemliche Zahl von Königinvölkchen bilden. Da die Königinzucht durchschnittlich in die wärmere Jahreszeit fällt, ist die Kleinheit einigermaßen unbedenklich. Wenn man befruchtete Königinnen verwendet zum Umweiseln bzw. für Feglinge Brutableger usw., gewinnt man mächtig Zeit und Ernte-Aussichten. Die kleinen Behälter kann man leicht transportieren, leicht überall aufstellen, also recht weit auseinander und abseits, damit die Königinnen sich weniger verfliegen. Begattungsvölkchen auf Ganzwaben, besonders auch Breitwaben, sind nicht zu empfehlen (vgl. auch ARMBRUSTER, 1932, Bienenzucht ó ob und wie, und ARMBRUSTERs Zuchtblätter), wohl aber für kleine „Begattungs”–Stöcke, die man bald erweitert.
Das Vereinigen von Völkern ist verhältnismäßig einfach, wenn man folgendes beachtet: Junge, frisch geschlüpfte Bienen werden leicht ohne weiteres angenommen. Einer beliebigen Königin zugefügt, sind sie ungefährlich. Nachschwärme (mit unbegatteten Königinnen) sollen mit Nachschwärmen, Vorschwärme mit Vorschwärmen vereinigt werden. Um Sammelschwärme, besonders vereinigte Nachschwärme, besser aneinander zu schweißen, bringt man sie, natürlich ohne Bau, ins Kühle, sie müssen sich dann stark zur Traube zusammenziehen, die überflüssigen (72) Königinnen, sonst leicht Entzweiungsherde, werden abgeschafft und alles nimmt rascher einheitlichen Nestgeruch an. Zugesetzte oder zugeschaltete Flugbienen (Fluglinge !) sollten satt, also vollgesogen sein. Sie selbst sind dann nicht angriffslustig, und werden sie angegriffen, dann ist der dargebotene Rüssel (Honig) die wirksame Friedenshand. Bevor man Bienen von den Waben fegt, soll man sie sich vorher etwas vollsaugen lassen. Das geschieht beim Auseinandernehmen eines Stocks (Störung) im allgemeinen von selbst. Bevor man Bienen abtrommelt, stört man erst durch eingeblasenen Rauch und ein paar Einleitungs-Trommelstöße. Plötzlich zusammengekommene Bienentrauben bespritzt man tüchtig mit Honig oder parfümiertem Zuckerwasser. Auch staucht man sie zusammen dadurch, daß man den Behälter etwas unsanft auf den Boden stößt, gleichzeitig wird dadurch das Herausquellen und Herausfliegen hintangehalten. Vor allem werden die Bienen dadurch psychisch abgelenkt, „verlegen”. „Satt und verlegen” müssen zu vereinigende Bienen sein, das hat die Imkerpraxis ganz richtig herausgefunden. Die Versuche, besonders an Ameisen, haben dies aufs schönste und sehr vielfältig als richtig erwiesen. Auch Königinnen können so eingeschmuggelt werden, zumal wenn man für gemeinsamen Geruch sorgt (Geruchsmaske): ein hübsches Beispiel: SIEHLER-Ulm stauchte Fegbienen in einen Korb, warf eine mit Honig tüchtig beschmierte, beliebige, befruchtete Königin dazu, band den Korb samt Flugloch zu und ließ den zylindrischen Stülper den Grasabhang seines Bienengartens am steilen Donauufer hinunterrollen. Bevor er den Bienengarten am Abend verließ, holte er den Korb am unteren Zaun, stellte ihn auf und öffnete das Flugloch. Eine einfache Vereinigung und Beweiselung nach dem Grundsatz: satt, verlegen, gleicher Geruch. Die Vereinigung von Völkern auf Bau: hänge eine Wabe vom Volk (mit Bienen), dann eine vom anderen Volk und so fort und besprühe öfters mit parfümiertem Zuckerwasser (oder lege vorübergehend Mottenkugeln !). Ohne viel Störung, allerdings auch langsamer, kann man vereinigen mit Hilfe von Geruchsgitter oder Zeitungspapier, ersteres sorgt für gleichen Geruch, letzteres auch für „Ablenkung” (wenn die Bienen die winzigen Papierlöcher allmählich größer nagen). Daß zwei Königinnen uns, besonders im Frühjahr, an sich viel nützen, ist klar: zwei können mehr legen als eine. Die Entwicklung kann stürmischer sein. Vorratswaben usw. sind ja im Frühjahr vorhanden. Und die wärmenden Bienenkugeln um die Königin herum ? Wenn sie sich, zumal den Winter über, gegenseitig erwärmen, ohne sich zu stören, dann kann etwas gespart werden, sonst aber nicht. Man muß teilweise auf die Volkbeweglichkeit verzichten, und das ist beim Freund eines schlagfertigen (73) Betriebes immer mißlich. Bei Magazinbeuten bleibt ein noch anständiger Ausweg: man teilt genau aufeinander passend sowohl den unteren Brutraum als den (bald folgenden) oberen Brutraum. Wenn die Brut- und Wärmeentwicklung gut ist, dann läßt man die eine Königin nach oben. Man trennt zunächst vertikal statt horizontal und stellt getrennt auf. Die Unterteilung eines Raumes mit niederen Breitwaben lohnt sich aber wohl erst, wenn er zwölfrahmig ist. Statt dessen konnte man zwei getrennte Bruträume zur besseren Durchlenzung vorübergehend aufeinander stellen. Aber das Flugloch der oberen Zarge stört sehr; ohne Verfliegen wird es nicht abgehen. Nachschau und jegliches Planen ist erschwert. Meines Erachtens kommt man weiter, wenn man die Spitzenvölker so treibt, daß sie bald Brut abgeben können an gute Völker, die dann zu gebenden Spitzenvölkern aufrücken. Wer schwärmen läßt oder mit Schwärmen rechnen muß, tut gut daran, den Königinnen die Flügel zu beschneiden, zumal dann, wenn erfahrungsgemäß die Bienenschwärme sich gern an unangenehme Stellen ansetzen. Gewiß geht manche Königin dabei verloren [Br. Adam z.B. hat auf seinen 10 starken Außenständen Sorgen mit ausreißenden Schwärmen. Er stutzt die Flügel der Weisel. Die Weisel, die mit dem Schwarm herauspurzeln, finden größtenteils wieder zurück im Fußmarsch über die Fluglochrampe. Verloren gehen etwa 30 %. Da er alle 10 Tage die Völker nachsieht, kann er manchem Schwarm zuvorkommen. Die Zahl der ausreißenden Schwärme ist nicht gar zu groß (AfB 27, 69)], wenn man ganz schlecht aufpaßt oder aufpassen kann. Aber noch mehr Königinnen samt Schwarm gingen ohne dieses Hilfsmittel verloren ! Die geraden Jahrgänge werden rechts, die ungeraden links beschnitten. Das Zurückgeben des Schwarmes nützt dessen Fleiß nicht aus. Solange der wiedervereinigte Stock noch Weiselzellen hat oder auch nur die Möglichkeit, solche zu schaffen, so lange will er nicht richtig arbeiten. Vorher hat einer gelungert, jetzt lungert er weiter, und der zurückgegebene Schwarm lungert dazu, statt vorbildlich fleißig zu sein. Warum nicht innerhalb acht Tagen 9–18 Mittelwände ausbauen lassen (z.B. bei schlechtem Wetter mit Hilfe von Zucker) und die alte Königin, bevor man sie tötet, noch tüchtig auspumpen ? Sie kann in den acht Tagen gegen 8000 Bienen das Leben geben (also einem halben Schwarm).
An sich kann man auch spät im Jahr einen Bienenschwarm noch aufstellen. Er hat ja eine begattete Königin und kann gleich Brut erzeugen. Nackte Völker ließ ich oft im September auf Mittelwände werfen. Sie bauten noch prächtig, gingen noch in Brut und überwinterten ganz ordentlich. Ein Kunstschwarm ist wie ein Schwarm fleißig, und zwar jederzeit. Er nimmt mit Ersatzfutter fast bei jedem Wetter vorlieb. GEIGER, 1925, hatte in meinem Auftrag vier nackte Heidevölker am 26. September auf je neun Mittelwände im Sparstock geschlagen und (74) mit meinem Pollentrank gefüttert; das eine Volk hatte am 30. Oktober (!) 14 694 brutbesetzte Zellen (AfB. VI, S. 215 f). Es ist durchaus unvorteilhaft, einen Schwarm länger in einem Strohkorb oder Behelfskasten aufzubewahren und womöglich noch zu füttern. Er kann ja in 24 Stunden günstigenfalls schon zu einem guten Teil die Mittelwände eines Magazins ausziehen! Was macht heute ein Mobilimker mit den Bau- und Brutnestanfängen in einem Korb ! Einen Nachschwarm oder gar einen Sammel-Nachschwarm läßt man über Nacht in seinem Behälter an kühlem Ort, damit er sich der überflüssigen Prinzessin entledigt, den Kunstschwarm mit zugehängter Königin, damit er einheitlichen neuen Geruch annimmt (Weihe der Schwarmtraube). Sonst würden ja solche Neugründungen leicht auseinanderfallen (Durchbrennen usw.).
Soll man Reservevölker überwintern ? Man tut dies deren Weisel wegen. Wer besonderes Glück dabei hat, der mag es machen; ich bin davon schon lange abgekommen. Es ist doch merkwürdig, daß die kunst- und erfahrungsreichen Berufsimker ó Lüneburger, aber auch andere ó die Bienenvölker auf den Herbst z.B. vermindern, und überhaupt nur ganz normale Völker in den Winter nehmen. Wer Reservevölker gerne überwintert, der nimmt künstlich verkleinerte und künstlich vermehrte Völker in den risiko- und aufwandreichen Winter. Kleine bis kleinste Völker benötigen relativ viel Überwinterungsfutter. Sie brauchen gute Pflege, die Verluste sind erheblich größer als 10 % (Durchschnitt der Übrigen). Die Überwinterung gelingt besser, z.B. in der oberen Etage eines (unten bewohnten) Dreietagers, oder den Abteilen einer Mehrbeute (je mit Flugloch). Hier ist man aber bei der Frühjahrserweiterung höchst fatal beengt. Nur wenn man weisellose Völker hat (ein schlechter Trost), ist dieser Punkt einfacher. Wenn man die Reservevölkchen umwohnen will (bzw. muß), hat man wieder Verdruß mit den Flugbienen usw. Diese Art Bekämpfung der Weisellosigkeit ist teuer erkauft. Umgekehrt: wenn mir Weisel im Frühjahr abhanden gekommen sind, dann vereinige ich, erhalte ein Spitzenvolk mehr, kann kräftiger treiben und den Schaden relativ einfach in ziemlichem Umfang wiedergutmachen.
Soll man paarweise aufstellen ? Mehrere Vorteile liegen auf der Hand: Die Bienen unterscheiden leicht links und rechts. Die Gefahr des Verfliegens ist gering. Das Zusammenlaufen (bei gewissen Fluglochausbildungen könnte so etwas vorkommen) kann man leicht durch Schiede verhindern. Die Gruppenbildung schützt die Beuten gegenseitig. Doppeldächer (z.B. aus Eisenblech, Eternit usw.) haben Vorzüge. Es wird Platz gespart und die Gruppenbildung erleichtert die Bienenorientierung. Sehr (75) viele Vermehrungsmaßnahmen sind bei Paaraufstellung durchführbar, aber nicht alle. Wer stark vermehrt, stellt besser einzeln auf, um sich volle Freiheit zu wahren rings um jeden Stock herum. Wenn er für gewisse Maßnahmen ein Stockpaar benötigt, so kann man das durch langsames Zusammenrücken leicht erreichen.
Durch Abtrommeln erhält man einen Trommling (oder Triebling, Stoßling). Das alte Abtrommeln ist bekannt. Bei uns wurde meistens verdeckt abgetrommelt, es wurde alles so zugebunden, daß keine Biene herauskonnte. Allerdings konnte man den Vorgang dann auch nicht mit dem Auge verfolgen, ob die Bienen schon kräftig nach oben wandern, ob die Königin schon nach oben geht usw. Beim offenen Abtrommeln ist das anders: Zwischen oberem und unterem Behälter (man trommelt stets nach oben!) klafft ein Spalt. Die satten und vor allem verlegenen Bienen ziehen sich fluchtartig in den oberen dunklen Raum zur Traube zusammen, bei dieser Flucht kann man die Königin ausfangen. Die Arbeitszeit ist dann gut ausgenützt. Man kann rechtzeitig aufhören, wenn nämlich die Königin und die Mehrzahl der Bienen oben ist. Das hat den einen großen Vorteil, die Brut mit einem geeigneten Rest eigener Bienen kommt auf einen neuen Platz. Die Brut kann nicht verkühlen, man braucht zu diesem Zweck keine fremden Bienen (vgl. Saugling). Es können sofort Königinzellen angesetzt werden. Etwa schon vorhandene werden nicht von fremden Bienen angefallen. Bei allem Abtrommeln usw., auch beim Fegling, gibt man zuerst ein Vorerdbeben, damit die Bienen sich auf die Vorräte stürzen und sich vollsaugen. Das Wetter muß warm sein, sonst schließen sich die Bienen zur Traube zusammen und lassen sich nicht auflockern. Die Königin bleibt in der Traube gefangen. Eine drollige Art des Abtrommelns ist das wenig bekannte Abstoßen. Wenn der Bau gut gespeilt ist, dann verläuft es viel rascher und auch sicher. Man bindet z.B. die Körbe gut zusammen, verklammert sie noch, gibt das Vorerdbeben und noch kurz Rauch in das bewohnte Flugloch, bevor man es schließt. Jetzt nimmt man den leeren Korb nach unten und stößt den Doppelkorb wiederholt ganz kräftig auf den Erdboden. Man staucht also die Bienen von den Waben nach unten. Meistens bleibt ein gewisser Rest Bienen noch auf den Waben. Das ist in den meisten Fällen willkommen. Gewissen Brutstadien, auch gewissen Königinzellen bekäme das kräftige, wiederholte Stoßen schlecht. Abstoßen empfiehlt sich also (76) mehr nur im zeitigen Frühjahr und Herbst, wenn man vorher die Sonne in das abzustoßende Volk scheinen läßt, wird das Volk nach den unteren Wabenrändern gelockt. Das Abstoßen ist dann leichter.
Ein Abtrommeln (nämlich vom Brutnest und den Vorräten herunter) ohne Trommlingbildung kommt in der Ukraine vor. Es ist ein wichtiges Hilfsmittel beim „doppelten Ausstoßen”. Der Klotzstülper ist eine unten offene Röhre, oben mit einem Deckel versehen. Man nimmt den Deckel ab, beginnt zu trommeln. Die Bienen quellen fluchtartig oben aus der Röhre heraus und verteilen sich außen am (oberen) Zylindermantel. Die Mantelfläche ist ziemlich groß und man kann die Königin ausfangen (falls man will). Während die Bienen auf der Außenseite sich befinden, werden von oben die Vorräte geerntet. Die Brutwaben können, falls sie gut gespeilt sind, drin bleiben. Man kann auch zur Bauerneuerung einen Teil herausnehmen. So dient dieses Abtrommeln auch der Bauerneuerung.
Wesentlich roher ist der Triebling mittels Wassers, besonders bei Rutenstülpern möglich. In Mecklenburg war dies Immenafwatern auch bei Strohkörben stellenweise, z.B. bei Güstrow, Brauch (Eichst. Bztg. 1871). Statt zu trommeln senkt man das bewohnte Korbhaupt in Wasser und taucht allmählich immer weiter. Die Bienen müssen sich vor der Sintflut nach oben retten. Verdeckeltem Honig und verdeckelter Brut macht das nichts, aber dem übrigen ?
Der Fegling ist die Ablösung des Trommlings bei beweglichen Waben. Der Fegling ist auch bei kühlerem Wetter möglich. Die Aufregung kommt hier von selbst für die Bienen. Sie werden sich stets vollsaugen. Falls man die Königin sieht, wird man sie unter Umständen gleich in einen Käfig einsperren, oder die betreffende Wabe, in der junge Brut sein wird, als Bannwabe gleich in die neue Wohnung hängen. Die Feglinge kann man leicht so stark machen wie man will. Man kann von fremden Völkern Verstärkung holen. Feglinge kann man am alten Platz lassen, man kann ihnen auch einen neuen geben. Danach richtet sich ihre Anfangsstärke. Die am neuen Platz verlieren die Mehrzahl der Flugbienen ! Als Hilfsmittel ist der Fegtrichter sehr zu empfehlen. Der Trichter und das Feginstrument (am besten eine große Feder) werden naß gemacht. Ein (Verlegenheits-)Fegling wird gemacht, wenn man die Königin nicht suchen möchte. Man läßt sie durch einen Siebkasten laufen und siebt die Königin aus (vgl. auch den SIMMINS-, DEMAREE- und PREUSS-Plan). Der Sammelfegling ist meist ein Gelegenheits-Produkt. JANSCHA sammelte die Bärte von vorliegenden Bienen (JANSCHAs „4. Art”). (77) Beim Schleudern sammeln sich in den Wabenböcken, Zargen, auf den Waben Bienen, z. T. auch jung geschlüpfte Bienen. Man fegt dauernd alles in die nebenstehende Sparbüchse mit Trichter. Zum Schluß hat man ein Schwärmchen oder einen Schwarm beisammen. Wenn eine Königin dabei ist, hat man Pech gehabt, vielleicht auch nicht. Falls man einen weisellosen Sammelfegling haben möchte, z.B. zur Füllung einer Reihe von Begattungskästchen, dann fegt man aus mehreren Völkern Waben von Honigräumen ab, also Waben über dem Absperrgitter. Ein Sammelfegling wird leicht sehr schwach, wenn man ihn am alten Stand aufstellt und wenn er aus viel alten Bienen bestand. DZIERZON und von BERLEPSCH stellten die Sammelfeglinge mit Recht „immer” auf einem entfernten Stand auf. Sie benutzten auch Behelfe, um den verschiedenen Völkern Bienen zu entnehmen, ohne die Völker zu stören und ohne die Königin mitzubekommen. von BERLEPSCH bestrich die rauhgemachten Türen mit Honig. Die Bienen fing er so wie mit Leimruten. DZIERZON und auch von BERLEPSCH benutzten hierzu Kästchen mit Honig beschmiert und über den Brutraum gestülpt. Die Feglingssache ist also sehr vielseitig.
Die Brutlinge sind fast so alt wie die Bienenzucht, sicher ähnlich alt wie die Trommlinge. Es gibt Brutlinge mit (belagernden) Bienen, aber auch ohne Bienen. Sie sind Ableger, die sich selbst beweiseln können, sie spielen also eine große Rolle bei der Königinerneuerung und Königinzucht. Mit ihnen hat man schon viel Nutzen und viel Schaden gestiftet. Der schlimmste Typ ist der SCHIRACHsche Brutarrestableger. Der Imker Karl KOCH besaß den Takt, die Verantwortlichkeit und Gründlichkeit, ihn in einem Jubiläumsartikel dem Altmeister DZIERZON in die Schuhe zu schieben und den Entdecker der Parthenogenesis der „Königin-Unzucht” zu zeihen. Auch die Brutableger sind sehr vielseitig. Das Anbrüte-Verfahren im Weiselzucht-Arrestkasten ist eine Art Brutableger. Man kann ihn auf alle Fälle verantworten, wenn man frühzeitig königlichen Futtersaft haben möchte Zur Königinzucht. Ein elegantes Verfahren ist der „Saugling” JANSCHAs (vgl. unten JANSCHAs „2. Art”). Ein Sonderfall ist der warme Arrest-Brutling (auslaufende Brut im Brutschrank oder in einer Wabentasche). Diese Brutlinge sollen ganz junge Bienen von bestimmtem Alter liefern. Sie lassen sich mit Prinzessinnen beweiseln. Der Saugling, mit Brutableger nahe verwandt, bautkaum, da er stets auf Werk, ja Brut sitzt: Er besteht hauptsächlich aus jungen Bienen, und er kann an sich beliebig aufgestellt werden. (78) Mit Ausnahme des Sauglings bekommt der Brutling meist auch einen Fegling hinzu, und zwar ältere Bienen, damit Träger aller Arbeitsrollen im neuen Staat vorhanden sind. Sehr wertvoll werden Brutlinge, wenn man ihnen einen Flugling zuschaltet: vor allem Favignana und GRAVENHORSTs Rezept (in meiner Sprechweise): Setz Flugborn auf Fegborn (oder Schwarmborn). Je reiner der Brutling ist, desto weniger Mittelwände sind nötig. Jeder Trommborn ist ein Brutling. Der Flugling soll bei gutem Flugwetter gemacht werden. Er entsteht stets am alten Platz, womöglich noch in der alten Beute. Bei Verwendung einer fremden Beute sollte sie der alten möglichst ähnlich sehen und als Bannwabe hinter dem Flugloch eine eigene Wabe und wenn möglich eine Brutwabe enthalten. Erwünscht ist eine Königin (im Königinkäfig) oder gar die eigene Königin. Mehr oder weniger unfreiwillige Fluglinge entstehen, wenn man z.B. Feglinge nicht genügend eingesperrt hat. Unfreiwillige Fluglinge können Weiselzellen und Königinnen, besonders Prinzessinnen, gefährlich werden. Brutling und Flugling ist eine glückliche Zusammenstellung deswegen, weil der erste junge, der zweite die alten Bienen liefert. Schwarm und Flugling ist allbekannt. Man stellt den Schwarm auf den alten Platz. Der Schwarmborn am neuen Platz entläßt (als Flugborn) seine alten Bienen an den alten Platz. Die Flugling-Bildung kann man dadurch fördern, daß man (mit den Lüneburgern) mit einer Feder durch die (Stabil-)Waben streicht und die alten Bienen dadurch aufscheucht.
Über die Brutwabe als Lock- und Bannmittel bei Feglingen, Fluglingen usw. bestehen gewisse (scheinbare) Meinungsverschiedenheiten. Die Lüneburger, GRAVENHORST, von BUTTEL-REEPEN usw. beteuern, bei der Heidebiene müsse man nach 1-2 Tagen die Lockwabe wieder entfernen, weil sie sich sonst ins Gegenteil verwandle: der Ableger reiße sonst wieder aus. Bei der Nicht-Heidebiene ist das (auch nach meiner Erfahrung) nicht nötig; der baldige Zuwachs von Jungbienen, den sie bringt, ist ja auch an sich erwünscht. Der Platztausch (um die Flugbienen umzuschalten) ist ein ebenso einfaches wie wirksames Hilfsmittel. Aber der Imker muß Takt dabei entwickeln. Man soll nur bei Tracht verstellen, damit die alten Platzkunden bei den neuen Hauswirten gut Wetter machen können mit ihrer vollen Honigblase. In manchen Fällen, z.B. bei Brutlingen, müssen die alten Platzkunden auch bald eintreffen (sonst Verkühlen der Brut usw.). Hier muß man also während des Trachtfluges wechseln (um die Mittagszeit). (79) Um viel mit Platztausch arbeiten zu können, ist es gut, die Völker relativ lockeraufzustellen. Farbige Abzeichen sollte man als bewegliche austauschbare Masken anbringen. Völker kann man unschwer für den eigentlichen Platzwechsel vorher langsam umgruppieren. Wenn man (plötzlichen) Platztausch wünscht ohne Umschaltung der Flugbienen, so geht das in gewissem Sinne auch, wenn man gegen das Ende einer Schlechtwetter-Periode verstellt. Das Schlechtwetter hat zur Folge, daß die in den betreffenden Tagen fällig gewordenen Jungflieger alle miteinander am neuen Platz vorspielen und sich einfliegen. Auch den Altfliegern kann man ein Schnippchen schlagen, wenn man z.B. eine Glasplatte vor das Flugloch stellt. Sie prallen an, werden verwirrt und antworten mit einem Orientierungsflug: „Was ist denn da los?” Wenn die Biene sich neu orientiert, kommt sie an den neuen Platz zurück. Wenn nicht alle Beuten gleichhoch (oder gleich tief) stehen, beachte man: hoch und tief unterscheiden die Bienen so genau, daß man sie hierin nicht leicht Iirreführen kann. Platztausch zwischen hoch und tief kann also sehr kräftig die Flugbienen umschalten. Gröberes mehrfaches Platzwechseln könnte Flugunordnung bis Räuberei veranlassen. Also Takt und Aufsicht! DZIERZON, der von der östlichen Klotzbeute herkam, war von Hause nicht auf Platztausch eingestellt. Er machte auch ein bißchen Stimmung dagegen. Flugumschaltungen hat er aber sehr geschickt durchgeführt. Unsere Mobilimker, die leider die Stockbeweglichkeit viel zu stark drangegeben haben, wollten mit allerlei Kanälen, Klappen, Durchlässen, Seitenlöchern und Schiebern, mit Zwillingen, Drillingen Flugumschaltungen erzielen. Welche Umschaltungen und Umwege des praktischen Denkens ! Natürlich darf man nicht platztauschen, wo Begattungsausflüge der Jungkönigin fällig sind. Sehr elegante Fälle von Platztausch sind: Räuberei! Vertausche Räuber mit Beraubtem, oder auch das „Umjagen” und „Melken”, das Zusammenneigen der Fluglöcher, z.B. bei Klotzbeuten (vgl. den Spez. Teil). Der Trommling kommt erst in leere Beute (ähnlich wie Naturschwarm), hat auch „stets” die Königin und kann zum mindesten nach Arrest überall aufgestellt werden, sonst ist der Bornplatz zu empfehlen; er soll bauen (Bau neu, Königin alt !).
Ein unerläßliches Hilfsmittel ist die Standbuchführung. Es sei auf meine Stockblätter [Biene-Verlag Lindau 30 Stck. Die Buchführung und der Gebrauch der Flugblatter ist naher erläutert und begründet in ARMBRUSTER 1952 Bienenzucht ó ob und wie ?] hingewiesen. Jedes enthält eine Gebrauchsanweisung, ein Verzeichnis einfacher praktischer Abkürzungen, die kürzeste, einfachste Aufzeichnungen ermöglichen (80) (mit Tabellen für die Aufzeichnungen bei zehntägigen Nachschauen und bei Quartalmaßnahmen). Es ermöglicht leichte Nachprüfung bei der Erneuerung von Weisel und Bau. Auf Vordrucken kann man leicht die Lage und Erweiterung des Brutnestes, Lage und Zahl der Weiselzellen usw. einzeichnen. Man kann stets leicht den Stammbaum der Königin die Zahl der brutbesetzten Waben, umgehängten Waben, ausgebauten Mittelwände, entnommene oder gegebene Brutwaben, die gewonnene Honig- und Wachsernte, die aufgewandten Arbeitsstunden, die Zufütterung und die Gesamtleistung des betreffenden Volkes entnehmen. Platz für Standskizzen (wichtig z.B. bei Platzwechsel, Fluglingbildung usw.) ist vorhanden. Es soll zu Umsicht, Einsicht und planmäßigem Imkern erziehen. Wie hätten uns z.B. EHRENFELS, RAMDOHR, PREUSS [Musterhaft veröffentlicht hat auch einen guten Tell seiner Betriebsergebnisse NEUNTEUFEL 1949/50: 50 Jahre Groß- und Berufs-Imker und mein Kampf um die Existenz: Carnica-Züchterring 1 und 2.] ihre schönen und so lehrreichen Betriebsgeheimnisse vererben können, wenn sie nicht ausgiebigst Buch geführt hätten !
Wer schwärmen läßt und wer nicht schwärmen läßt, wer mit der Kunst oder mit der Natur geht, wer handelt wie ein Feldherr oder schläfrig zuwartet, der muß sich ausgiebig mit den Weiselzellen abgeben. Auf die frühen freut sich mancher. Im ganzen machen sie Sorgen und Mühe. ÷ftere Durchsicht ist unerläßlich. Alle 10 Tage soll man die Stöcke nachsehen, über Auftreten und Alter der Königinzellen gut im Bilde sein. Es wird geraten, Völker, die eben Königinzellen angesetzt haben, genau zu untersuchen, also die Bienen von den Waben zu streichen oder zu klopfen und alle Königinzellen zu zerstören, falls diese Schwarmanzeichen noch jüngeren Datums sind.[Um dies gewahr zu werden, soll man sich angewöhnen, alle Weiselnäpfe, die man findet, mit dem Daumennagel einzureißen (natürlich dann nicht, wenn sie erwünscht sind). Wenn man also bei der Nachschau alle 10 Tage heile Weiselnäpfe findet, sind sie höchstens 10 Tage alt.] Sobald schon große königliche Larven zu sehen sind, führt das Ausschneiden nicht mehr oder nur ausnahmsweise zum Ziel. Wenn in einem weisellosen Stock Königinzellen sich finden, dann besteht immer Singerschwarm- und Nachschwarmgefahr. Das Abzapfen der Flugbienen, das Schwächen, mag helfen, aber es wird meist durch öfteres Versteilen des Stockes erreicht. Gleichzeitig sollte aber die junge Königin ihre Ausflüge machen, von denen dann einer der Hochzeitsflug wird. Ein nicht ganz einfacher Fall ! Die Vorschrift: „Vernichte alle Königinzellen bis auf eine”, kommt in Vergangenheit und Gegenwart nicht selten vor. Ein leidiges Geschäft. Die Mühe ist groß und oft vergeblich. Wenn man die Bienen nicht abfegt, übersieht man Königinzellen gar zu leicht, und wenn man die Bienen abfegt, übersieht man auch manche. Denn die Königinzellen liegen beim Mobilstock beileibe nicht so regelmäßig wie im Stabilstock. (81) Das Engerhängen der Waben soll die Königinzellen alle an die unteren Wabenkanten hinunterdrücken, wo man sie an sich leicht entdeckt. Gewisse Ersatzmittel für Königinzellenausschneiden werden empfohlen: Das Auf-den-Kopf-stellen der Wohnung (z.B. Stülper), die königliche Brut nimmt dabei Schaden. Oder das wiederholte Abzapfen der Flugbienen oder sonstige starke (evtl. vorübergehende) Schwächung z.B. eines Schwarmborns. (Näheres an anderer Stelle). Wenn man den Fall umgehen kann, dann ja umgehen ! Eine Brutwabe mit jung verdeckelter Brut, vor allem auch königlicher Brut, soll man abfegen, nicht abstoßen.
Der Wabenwechsel bringt viel weniger Königinzellen als z.B. das SIMMINS-DEMAREE-PREUSS-Verfahren. Königinzellen werden von selbst geliefert durch Schwärmer, aber manchem paßt das mit Recht nicht in den schwarmträgen Zuchtplan. Weiselzellen sollen in starken Völkern entstehen, die mit Macht auf eine neue Königin hinarbeiten. Junge Bienen (mit entwickelten Brutdrüsen) sollen reichlich vorhanden sein. Ein idealer Kunstfall ist Fegborn (am alten Platz) + Flugborn. Er hat viel Brut, der Flugborn besitzt junge Bienen (ohne Königin). Der Fegborn (am alten Platz) erhält wieder zurück die alten Bienen. Diese starken Völker liefern sehr sicher, schnell und mühelos eine große Zahl bester und ziemlich gleichaltriger Königinzellen. Das „schnell und sicher” ist wichtig, man kann dann mit sicheren Terminen rechnen für die Maßnahmen vom 10. Tage ab. Die Völker, die man zum Abfegen (Abtrommeln) und Fluglingmachen auswählt, sind Nichtschwärmer und Spitzenvölker. Darum eignet sich der Fall Schwarmborn + Flugborn, den GRAVENHORST ebenfalls empfiehlt, viel weniger, die Mehrzahl der Weiselzellen kann hier Schwärmer geben. Auch gibt es Doppeltermine. Der Schwarmborn hat zwar schon bedeckelte Weiselzellen, er würde rascher arbeiten, aber er ist leicht ein richtiger Schwärmer (Ausnahmen sind möglich: wenn es auch sonst ein Spitzenvolk ist). Wenn man in einem Edel-Spitzenvolk Königinzellen gewinnen will, wird man natürlich die Mühe dranrücken und, wenn nötig, alle Königinzellen bis auf eine ausschneiden (und anderwärts verwerten). Die verbleibende sollte eine gute und eine bald schlüpfende sein. Der geschickte Königinzüchter kann u. U. künstlich mit scharfem Messer seitlich die Zelle vorsichtig öffnen, nachsehen und wieder schließen. In reifen Zellen kann man unter Umständen Bewegungen der Königin fühlen, ja hören. Vorsicht beim Berühren wegen Geruchsspuren ! (82) Man kann sich etwas die Arbeit erleichtern, wenn man in einem entweiselten Volk oder in einem Schwärmer die bedeckelten Königinzellen herausnimmt und nur die Weiselkrüge (mit Larven versehen, aber noch nicht verdeckelt) stehen läßt. Die Arbeit am Volk ist dann einfacher, weil die Termine jetzt genau bekannt sind und etwas Zeit gewonnen ist. Letzteres ist wichtig, wenn man, um das Nachschwärmen zu bekämpfen, erst ein paarmal die Flugbienen abzapfen will. Am Morgen ein Volk bespritzen, in Trichterkasten abfegen, ihm eine Jungkönigin im Käfig zuhängen, gut füttern, am Abend die Königin befreien, weiter füttern und am nächsten Morgen auf Mittelwänden am alten Platz neu aufstellen, ist nicht zuviel Arbeit, wenn man bedenkt, die Königin ist erneuert, man erhält neuen Bau und recht bald ein neues Brutnest. Die Brutwaben kann man alsbald gründlich von Weiseizellen befreien (diese evtl. verwerten) und in schwächere Völker hängen. Man kann den ganzen Brutraum mit nur einer Königinzelle als Saugling auf einen Schwärmer über Absperrgitter geben und am selben Morgen noch neu aufstellen. Falls der Königinzelle etwas passiert ist (sie hängt in der mittelsten Wabe), dann ist nicht viel verpaßt. (Im übrigen interessieren sich die Insassen eines Schwärmers für Königinzellen.) Wenn keine offene Brut mehr vorhanden ist, fegt man die Waben vor das Flugloch des Schwärmers ab und man kann eine unbefruchtete Königin zulaufen lassen. Zuerst sperrt man dem abseits aufgestellten Neuling für vier Tage das Flugloch. Er benötigt zunächst nur wenig Vorräte. Im Altersaufbau der Bienen fehlen nur etwa zehn Taggänge (Jahrgänge würde man bei uns sagen). Diese Lücke überbrücken die Bienen ziemlich leicht, was ich oft ausprobiert habe. Solche Reserveköniginnen sind aber an sich zum Beweiseln von weisellosen Stöcken willkommen (und zum Verkauf).
Bei den Plänen war nie die Rede vom Wabenbock, vom Heraushängen des Volkes auf den Wabenbock, noch weniger vom Umwohnen eines Volkes in eine neue Wohnung über den Wabenbock. Nicht nur die Hantierung, sondern auch die Beschreibung geht einfacher ohne Wabenbock. Wer ihn für das Stocksystem dringend benötigt, wird viele Anweisungen i.a. trotzdem befolgen können.
Da ich viele Bienenbücher besprechen muß, mußte mir auffallen, wie bei den Mitteln zur Schwarmverhinderung das einfachste und nützlichste Mittel übersehen wird: das Abfegen auf Mittelwände und die Verwendung der Brut zum Gleichmachen, das Verwenden der Weiselzellen-Waben von Spitzenvölkern zur einfachen Weiselzucht. Im folgenden wird uns dieses Verfahren besonders in der alten Stabilform des Abtrommelns begegnen und hoffentlich Gegenliebe erzeugen.
Das Abfegen kräftiger Völker vorn im Jahr ist gut, selbst ganz gut kurz vor der Haupttracht, zumal dann, wenn kurz vor der Haupttracht Schwarmgefahr droht. Wenn die Tracht nicht unmittelbar bevorsteht, ist es gut, weil das Verfahren Neubau liefert: man läßt nur Mittelwände ausbauen, während man mit GRAVENHORST beim Abfegen kurz vor der Tracht dem Fegling auch Waben gibt. Außer dem Neubau werden Brutwaben frei für Schwächlinge (die man so bis zur Tracht schlagkräftig macht) und Königinzellen, selbst von schwarmträgen Stämmen, wenn man vorher „getrieben” hat mittels zugehängten Brutwaben. Daß man heute das Abtrommeln nicht mehr kennt, ist begreiflich. Daß man so wenig abfegt, ist bedauerlich, weil schädlich (vor allem entgangener Gewinn !). Bei Oberladern ist das Abfegen bes. einfach: Ein Volk so treiben, daß es zum Schwärmen geradezu kommen müßte. Wenn Königinzellen bedeckelt, dann abfegen; den Fleiß des Schwarmes ausnützen: die Königinnen auspumpen; schönste Mittelwände ausbauen lassen; kritische Zeiten am elegantesten, sichersten überwinden durch Triebfutterung. Mehrere Schwächlinge können mit der Brut unterstützt werden. Vor allem auch das „nächste Spitzenvolk” (Lawinenprinzip). Das schönste Schwarmverhinderungsmittel ist heute vergessen.
Zum Schluß noch zwei etwas heikle Dinge, zunächst das Überwintern von Reserveköniginnen in „Honigräumen” weiselloser Völker. Das ist immer etwas schwierig. Wer Glück hat und Erfahrung, dem lohnt es. Das Königinzusetzen ist im Frühjahr besonders sicher. Weniger leicht das Aufpäppeln eines Reservevölkchens zu einem Standvolk, zumal dann, wenn viele Reservevölkchen in einer Sammelbeute zusammengepackt sind. Später kommen noch andere Schwierigkeiten dazu, z.B. wird ein eng benachbartes Volk angesteckt, wenn das eine Volk schwärmt. Ein Volk mit zwei (oder gar drei) Brutnestern kann man schlecht treiben, wie überhaupt jedes pflegliche Eingreifen leicht zur Störung wird und zum Königin-Verlust führt. (83) Wenn das warme Wetter die Brutnestordnung „auf den Kopf” stellt, dann kann man eher einer fleißigen Matrone, statt sie zu zerdrücken, ein Seiten- oder Dachstübchen einräumen, zumal wenn man für Sonderzwecke Brut braucht (Abklingen der Tracht, Verkleinerung der Brutnester, Verstärkung der neuen Zuchtvölkchen, der Wandervölker, usw.).
Es bleibt noch das lästige Zusetzen. Bei Befruchteten geht es leichter als bei Unbefruchteten. Am sichersten ist Zusetzen in der Traube, Einsperren der Königin im Ausfreßkäfig, Dunkelarrest der Traube Im Keller [Ganz überraschende, kaum glaubliche Erfolge muß Br. Adam erreicht haben mit seinen höchst einfachen Zusetzmethoden (vlg. ARMBRUSTER 1950, Das leidige Zusetzen, AfB 27, 54).]. Man sagte, die „Weihe der Schwarmtraube” sei Gewähr für harmonische Weiterentwicklung. Anscheinend beruht die Sache auf etwas sehr Prosaisch-Natürlichem. In der eng geschlossenen Traube (kühler dunkler Keller !) ohne Bau nimmt das Ganze rascher und sicherer einen gemeinsamen Geruch an. Bei den Bienen (und Ameisen) ist ja, wie auch viele Experimente beweisen, der gleiche Geruch der beste Kitt der Gemeinschaft.