Die Lehre von der Züchtung einschließlich Königinzucht und Königinzüchtung, ferner die Lehre von der Tracht sind je besondere Abschnitte der speziellen Imkerei–Betriebslehre (vgl. ARMBRUSTER, 1936: Imkerei–Betriebsformen, Buchausgabe S. VIII). Sie müssen hier, obwohl wichtige Helfer bei Erzeugung — Ernte, ausfallen. Aus NICKELs Befunden können wir schließen: jede gute Tracht rafft wie mörderische Kriegszeiten nicht nur die Männer, auch die älteren weg, sondern auch die blühende Jugend. Eine Dauerkrise müßte die Folge sein, wenn nicht durch die Fruchtbarkeit der Mutter die Dauerkrise in dauernden Aufstieg verwandelt würde. Ohne Tracht ist natürlich die Sache schlimm. Die Tracht, besonders die gute Tracht, wird nur durch die Fruchtbarkeit der Mutter zum Segen, und bei der kurzen Tracht muß der Imker außerdem die Fruchtbarkeit der Mutter gut lenken, richtig ausnützen. Es kommt stark darauf an, wie langlebig die Bienen sind, vor allem auch darauf, wie Brutkurve und Trachtkurve zueinander gesetzt werden, und zwar vom Bienenvater und imkerfeldherrn!
Ludwig HUBER, Niederschopfheim (Baden), der um 1851 die Bienenzucht wegen verschlechterter Tracht aufgeben wollte, erntete im Jahre 1884 aus einem Riesenvolk "135 kg Honigwaben". "Dieses Volk saß in einem großen Stock zu 36 Waben badisches Maß (= 160 dm2 = 20 Waben 20x40. L.A.), hatte aber zufällig über sich einen durch ein Zapfenloch zugänglichen leeren Stock, auch 36 Waben fassend (also zusammen 72 Halbrahmen. L. A.). Dahin ließ ich das starke Volk schon im Mai, da der Stock damals schon sehr volkreich war. Dieser Raum wurde im Sommer dreimal (= 60 Waben 20x40! L. A.) geschleudert. Ähnliche Erträgnisse mit über 50 kg hatte ich da noch von mehreren Stöcken unter ähnlichen Verhältnissen." (31) Solche Spitzenleistungen (2 Sparstockräume Brut + 7 Sparstockräume Honig ! "Echt amerikanisch"!) erscheinen unmöglich ohne fruchtbare Königin. In dem HUBERschen Fall hatte die Königin ohne Zweifel stets reichlich Platz zum Eierlegen, und sie hat viel Eier gelegt (gegen 20 Waben 20x40). Wohl sagt man öfter, die honigreichsten Stöcke sind nicht die volkreichsten und umgekehrt. Deswegen kann die Königin doch sehr fruchtbar sein. Denn es gibt auf der einen Seite Völker, die ohne zu schwärmen vorliegen und lungern. Die Bienen werden zudem hier langlebig. Umgekehrt, ein Volk, das scharf sammelt, hat scharfen Verbrauch an Bienen. Es liegt wenig vor und erscheint schon deswegen schwächer. GOETZEs (1929) Ansicht, mittlere Brutnester (S. 90) und mittlere Beutengrößen (S. 92) gäben im allgemeinen die besten Ertrage, muß ich auch auf Grund eigener Erfahrung widersprechen (auf S. 93 sagt GOETZE, 120–200 qdm Wabenfläche entsprächen 40–60 l Wohnungsinhalt [es sollte heißen etwa 59–85 l]).
Es kommt auf alle Fälle stark auf die Größe des Brutnestes an. Eine 3000–Eier–Königin bringt in 21 Tagen (Bienenentwicklung!) nicht mehr als 63000 Nachkommen. Eine 3000–Eier–Königin bringt in 30 Tagen (Bienenalter) nicht mehr als 90000 Nachkommen. 63000 Brut-Nachkommen brauchen theoretisch ein Brutnest von 13 Waben zu je 5000 Brutzellen. Tatsächlich wäre das ein Brutnest von etwa 18 guten Brutwaben 20x40. Ein zehnrahmiger DADANT–Kasten, der ja sehr verbreitet ist in der Welt, nimmt das Gelege auf von einer Königin, die 2500 Eier und mehr legt. Das Brutnest des HUBERschen Volkes mag diesen Idealfall beinahe erreicht haben. Eine Original–LANGSTROTH-Beute würde in zwei Räumen diesen Segen ohne weiteres aufnehmen. Da die Amerikaner häufig damit arbeiten, mag auch hier der Ideal–Fall ab und zu verwirklicht sein. DZIERZON hatte offenbar auch schon ähnliche Brutnester vor sich; er wies auch die physische Möglichkeit nach. Er schreibt (E. Bztg., 1853 IX, Nr. 10 und 11): "Die von Herrn BERLEPSCH eingesendete Drohnen–Königin legte in 3 Minuten 12 Eier. Ich beobachtete eine normale Königin, die in derselben Zeit 15–18 Eier (32) legte. Drohneneier schien sie noch schneller abzusetzen als Bieneneier. Schon in einer Stunde kann sie also über 300, in 10 Stunden über 3000 legen." (Da die Drohneneier nicht auf die Besamung "warten" müssen, ist es denkbar, daß die Eiablage auf Drohnenwachs — mit etwas größerer Bewegungsfreiheit ? — rascher vor sich geht. L.A.) 6 Eier in der Minute sind 360 in der Stunde und 8640 in 24 Stunden. DZIERZONs Beute "faßt 210 000 Zellen, und sie gleichen noch lange nicht jenen Kolossen, dergleichen unter den Klotzbeuten mitunter sich finden". (E. Bztg. 1854, X, 3.) DZIERZON bezeugt auch (ebenda): "Schob ich diesen mitten ins Brutnest schöne leere Tafeln ein, so fand ich sie, mochten sie auch bis 6000 Zellen enthalten, nach zwei Tagen vollkommen besetzt (kein Zeitverlust!)." Beim Studium besonders der amerikanischen Betriebsweise wird einem klar, daß die Königinnen dort lange Zeit erheblich mehr als 1500 Eier je Tag (bei uns guter Durchschnitt) ablegen. In Amerika müssen solche Leistungen von gegen 3000 Eiern je Tag gar nicht selten sein. DEMUTH (1921) kennt Brutnester von 70 000 Zellen (= 14 Waben zu je 5000 Brutzellen, tatsächlich benötigt solch ein Brutnest 18 Waben 20x40), was einer täglichen Eimenge von 3,3 Tausend entspricht. Die ROOTs haben erprobt: eine sehr gute Königin kann vorübergehend 14–15 LANGSTROTH-Waben mit Brut "füllen" (ich rechne 5000 Zellen je Wabe). Das sind also 75 000 Zellen : 21 = 3600. Diese Königin würde also vorübergehend 3600 Eier täglich legen (in 5 Tagen entstehen 18 000 Bienen = Trachtbienen–Maximum bei längerer Volltracht). Eine gute Königin füllt 12–13 Waben, also bis 65 000 Zellen mit Brut : 21 = 3000. Also sie erreicht 3000 Eier täglich (in 5 Tagen entstehen also 15 000 Bienen). Vgl. die Tabelle am Schluß des Buches.
Früher versuchte man den Geist der Imker zu bannen in die Zauberkreise der eierlegenden Königin. Diese Kreise existieren nur, solange es draußen noch kühl ist und die Bienen die Wärme im geschlossenen Brutnest hochtreiben müssen. Sie verschwinden gründlich, wenn das Volk stärker und die Temperatur draußen günstig geworden ist. Wer die Lehre von der Erzeugung in die Tat umsetzen will, der muß sich ernstlich losmachen von diesen größtenteils falschen Zauberkreisen, er muß mehr in Wabeneinheiten denken. Er muß vor allem die Königin selbst von diesen Kreisen und ihren Nachteilen befreien. (33) Nehmen wir an, eine Wabe 20x40 (annähernd 800x8 = 6400 Zellen) weist, wenn "gut bestiftet" (es gehen die Ecken mit gewissen Pollen– und Honigkränzchen ab) 5000 Brutplätze auf, liefert also beim Schlüpfen etwa 1 Pfund Bienen. Man beachte: ein normales Brutnest ist, zumal in der kühleren Zeit, kugelig abgerundet. Die Brutellipsen werden links und rechts immer kleiner, so daß ein Brutnest von 25 000 Bienenkindern nicht 5 Waben umfaßt, wie auf der Tabelle, sondern deren acht. Nimmt man dann noch zwei Deckwaben hinzu, so kann ein Brutnest von 25 000 Zellen einen zehnrahmigen Raum "füllen". Beim Wabenwechsel ist dies jedoch anders. Das Brutnest bleibt hier mehr kubisch, es ist also nicht oder kaum abgerundet, weil die Waben unten immer ins Herz des Brutnestes gehängt und je bis stark in die Wabenecken bestiftet werden. Es spart Raum und Waben. Die Vorräte werden nach oben gedrückt, und mit der Zeit hat hier ein Brutnest auf 10 Waben (einem Raum) Platz, was sonst nur auf 20 Waben (zwei Räumen) Platz hätte. (34) Da die Lebensdauer der Arbeiter kürzer ist als man gemeiniglich glaubt, so muß ein Volk mit 88 000 Bienen nicht eine 2000 er Königin sein eigen nennen, sondern eine erheblich fruchtbarere. NICKEL errechnete auf Grund von gewogenen Stichproben eine Fruchtbarkeit von 3000 Kindern je Tag (das wären 0,396 g durchschnittliche Eiersubstanz, wenn wir das Gewicht des frischgeschlüpften Eies mit 0,132 mg ansetzen. Eine mittelmäßige Prinzessin wiegt nur etwa die Hälfte !).
Nehmen wir auf Grund der neuen Untersuchungen meines Schülers K.H. NICKEL an. das Durchschnittsalter der Biene in der Tracht sei 30 Tage, dann kann man ein Volk dauernd in der Stärke von 60 000 nur erhalten, wenn die Königin monatelang 2000 Eier je Tag legt. Bei der Nachschau alle 10 Tage muß sie also immer 4 Waben mit je 5000 Stück junger Brut gefüllt haben. Umgekehrt könnte man eine solche Königin in ein Königin–Abteil sperren, das theoretisch nicht mehr als 4 Waben enthalten müßte (bei einer Entleerung alle 10 Tage). Aber mit dieser Zahl 2000 ist es so, wie mit der Kilometerzahl auf dem Tachometer. Wenn der Zeiger 70 km kaum je überschreitet, dann komme ich beileibe nicht in zehnstündiger Fahrt 700 km weit. Die Durchschnittsreisegeschwindigkeit wird durch viele Zwischenumstände stark gedrückt. Freie Bahn tut not! Man weiß, wie rasch die Eiablage abflaut, wenn weniger gute Tracht ist. Man wird in keiner Weise eine Trübung der Stimmung dulden. Und auch dann noch wird man von der Königin sehr häufig Spitzenleistungen von weit über 2000 Eiern täglich fordern müssen. Insbesondere wird man ihr immer ganz planmäßig Platz verschaffen, damit sie ungestört Eier legen kann. Der Eierstock der Königin ist ein besonders wichtiger Bundesgenosse von Imkern, die ihre Jahresernte auf 50 Pfund und darüber steigern wollen. Für solche Ernten ist nicht nur eine große Beute und ein großes Brutnest nötig, sondern ein dauernd großes Brutnest und ein dauernd gestachelter Fleiß der Bienen. Die Bienen können, je größer die Ernte wird, nur immer kurzlebiger werden. Weitere genaue Zahlen darüber wären erwünscht. Leider stehen Zahlen nicht zur Verfügung darüber, wie die Lebensdauer der Königin abhängt von ihrer Legeleistung. Wiederholt wurden Fälle beschrieben, wo Königinnen 4 Jahre hindurch Spitzenleistungen des Standes aufwiesen (z.B. BEFORT, 1920, AfB. 2 141 mehrfach begattet?). Wer, wie die Amerikaner durchschnittlich, fruchtbarere Königinnen hält, oder doch die Königin dauernd scharf Eier legen läßt, der bekommt von selbst einen Blick für Unterschiede in der Fruchtbarkeit. Sein Zuchtmaterial wird in diesem Punkt von selbst besser und besser. Denn Fruchtbarkeit (35) sorgt ja hier auch für "reiches Lager, größte Auswahl". Umgekehrt gibt es Betriebsweisen, bei denen man kaum gewahr werden kann, ob eine Königin fruchtbar ist oder nicht.
Vor allem sind zwei Voraussetzungen wichtig:
- Platz geben zur Eiablage, z.B. auch die Pollenpanzer sprengen helfen, und
- Triebfütterung (evtl. Läppertracht).
Wer gewohnt ist, den Brutzuwachs dauernd zu beachten (vgl. z.B. den Brutnestquotient auf ARMBRUSTERs Stockblatt), weiß, wie empfindlich in diesen Punkten die Eierlegerin ist. Die veröffentlichten langfristigen Brutkurven (vgl. z.B. ARMBRUSTER, 1925, Versuche und Zahlen zum Bienen-Brutgeschäft, AbB. VI S. 236) müssen uns davor warnen, die Fruchtbarkeit der Durchschnitts–Königin zu überschätzen (es kommt ja hinzu, daß nicht alle Eier zu Bienen werden !). 1500 Eier täglich werden hier nur ausnahmsweise für längere Zeit erreicht. Zum Glück sind an den Kurven Korrekturen nach oben möglich; die Meßjahre waren ziemlich ungünstig, das häufige Auseinandernehmen war ohne Zweifel störend. Vor allem aber wurde dabei nicht irgendwie getrieben (zwischengehängt!). Meine dortige Abb. 4 gibt drastische Belege, wie häufig die Königin mühevoll suchen muß und wie kräftig sie loslegt, wenn sie freie Bahn bekommt. K. BRÜNNICH, 1922, Graphische Darstellung der Legetätigkeit eine Königin (AfB. 1922. S. 137), findet, 2000 Eier täglich werden auf seinem Stande nie überschritten, das jährliche Gesamteiermaximum war bei einem Volke 175 000. Das schwächste Volk (bei BRÜNNICHs Rasse, Tracht und guter Behandlungsweise) blieb sogar etwas unter 100 000. Bei F. BRÜNNICH wurden durchschnittlich 111 000 Eier (Maximum 149 400, Minimum 75 450) gelegt (je ohne die Drohnen!); dessen Tagesmaximum war 1750, bei K. BRÜNNICH 1720. Auch K. BRÜNNICH hält die wesentlich höher angegebenen amerikanischen täglichen Eierzahlen eines DOOLITTLE (3–5000) und C.C. MILLER für möglich und für nötig, falls lange Tracht tüchtig ausgenutzt werden soll. K. BRÜNNICH glaubt erbliche Unterschiede in der Langlebigkeit der Arbeitsbienen festgestellt zu haben. RéAUMUR (Mémoires pour servir à I'histoire des Insectes V, 229) zählte am 23. V. 1739 nach einem sehr schlechten Frühjahr in einem Schwärmer 20 000 Zellen (4 Waben zu 5000!) mit Eiern, Larven und bedeckelter Brut (952–1000 Eier kommen auf den Tag), sowie 27 000 (5,2 Pfund!) lebende Bienen. (36) Nach RAMDOHR, 1921, kommt ein Durchschnittsvolk mit 6–8000 Bienen ins richtige Frühjahr. Ein Volk von der Stärke (besser Schwäche!) des RéAUMURschen würde in unsern Kästen kaum Schwarmgedanken zeigen! Diese Veröffentlichungen zeigen, wie es sehr vielfach ist, nicht aber wie es sein kann! Ein Stock, der brütet, der fliegt auch und ist fleißig. Ein Stock, der stark sammelt, hat starken Abgang und braucht Ersatz. Ein Stock, der brütet, verzehrt gewiß. Es kommt gewiß auf ein gutes Verhältnis von Flug- und Ammenbienen an. Aber ohne Ammenbienen haben wir keine Flugbienen. Und weiter unten wird gezeigt, wie man die Fresser nützlich verwertet, wenn die Tracht entschwunden. Wer das Brutgeschäft treibt, sorgt auch (meist automatisch) im Hochsommer für Leistung. Meine Erfahrungen gehen dahin: sobald die Bienen vorliegen, fehlt es am Bienenvater. Was bei HUBER "zufällig" passierte (zufällige Erweiterung auf das Doppelte), das sollten wir, wo nur immer möglich, grundsätzlich erstreben. Daß bei uns damals die GERSTUNG–Beute (Brutraum bis 120 dm2 = 15 Waben 20x40) viele begeisterte, liegt besonders daran, daß sie bei guter Tracht einer guten Königin Gelegenheit bot (durch ihre großen Brutwaben), sich auszutoben (allerdings nur dann, wenn sie den Pollenpanzer sprengte und sich so zur rechten Zeit über die Brutnestordnung kühn hinwegsetzte). Nach meinen Erfahrungen hatten Spitzenvölker, selbst wenn man bei ihnen kräftig den Wabenwechsel anwandte, in der Hauptzeit zwei Sparstockräume als Brutnest "nötig". Als man derartiges in Nordamerika eingeführt hatte, begann eine neue Ära der dortigen Oberlader–Bienenzucht (vgl. auch ARMBRUSTER, 1936, Imkereibetriebsformen, Nr. 51: Große Gernegroße). JANSCHA pries mit Recht die Doppelstöcke, EHRENFELS seine Doppelkörbe, GRAVENHORST seine Kraftstöcke und v. BERLEPSCH seine Koloßableger. Sie gelingen auch viel leichter und machen (abgesehen vom Schleudern) weniger Mühe.
Bei der Frage: Bringen ein-, zwei- oder dreijährige Königin den meisten Honig? müßte man mehr als bisher angeben: wie die betreffende Betriebsweise war, wie stark man getrieben und wie stark man die Königin eingeengt hat; welchem Stamm die betreffenden Königinnen angehörten (auf Grund der BEFORTschen Stamm–Veröffentlichungen kann man sagen, die Stämme verhalten sich in unserm Punkte nicht gleich, was ja an sich wahrscheinlich ist); man muß sich klar sein (37) (PREUSS, 1899, weist hierauf schon hin), Königinnen läßt man nur dann länger am Leben, wenn sie ganz besonders gut sind. Die jungen Jahrgänge sind notwendigerweise viel weniger geprüft und viel zahlreicher als die alten Jahrgänge, unter den vielen jungen sind also auch ziemlich viel Nieten, die den Durchschnitt drücken. Bei Betrieben, die ausgesprochen stark und dauernd treiben (erzeugen), könnte sehr wohl dieser Umstand weniger stören! Königinnen im Geburtsjahr haben an der Jahresernte des Geburtsjahres im allgemeinen keinen ausschlaggebenden Anteil, sie zählen als nulljährig. Die Königinnen zählen im Jahr nach dem Geburtsjahr als einjährig u. s. f. Am Geburtstag, der in dieses Jahr fällt, können sie sagen: "Ich bin ein Jahr alt." Vereinzelt wurde nämlich schon anders gezählt. Die Amerikaner legen Wert auf junge Mütter.
E. PREUSS, 1919 (1899), Meine Bienenzuchtbetriebsweise, Bücherei für Bienenkunde, Bd. 2, zeigte schon früh zahlenmäßig die Überlegenheit der einjährigen Königinnen, selbst dann, wenn die älteren Mitbewerber nicht Durchschnitt, sondern scharfe Auslese darstellen. (Viele Stände machen letzteres nicht!) 1920 zeigte ich (Über Züchtung von Stämmen mit mehrjähriger Umtriebszeit, AfB. II, S. 146), daß auch K. BEFORTs Zahlen von 1920 (ebenda) denen von E. PREUSS nicht widersprechen, wie verschiedene Stämme verschieden sich verhalten und wie das Züchten von Stämmen mit mehrjähriger Umtriebszeit Vorteile brächte. Bei K. BRÜNNICH (1922, Die Leistungen der Bienenvölker in bezug auf das Alter der Königinnen AfB. IV, S. 152) sind die nulljährigen stark unter Mittel, dann folgen als ziemlich ebenbürtig die zwei- und dreijährigen, am besten sind die einjährigen (auch hier sind die nulljährigen ungesiebt, die andern in steigendem Maße gesiebt). Die noch schöneren Veröffentlichungen von F. BRÜNNICH geben bei den Königinnen die Leistungen an sowohl im 0. als 1. als 2. als 3. Jahr; auch hier ist das erste Jahr das beste (in der letzten Tabelle steckt nämlich ein Rechenfehlern!). Alle Jahre die Königinnen erneuern ist schon züchterisch unerwünscht. (Man kann ja nicht Stämme mit fruchtbaren und langlebigen Königinnen entdecken und auf sie zurückgreifen! Es ist anzunehmen, daß erblich langlebige Königinnen auch eher langlebige Arbeitertöchter haben.) Hier muß man die Erzeugerwut zügeln. Man spart dabei auch Aufwand. Ältere als zweijährige Königinnen soll man aber höchstens ausnahmsweise dulden. Das stille Umweiseln wäre unter Umständen eine herrliche Sache. Man brauchte nur jährlich etwas Waben wechseln, sofern man die Völkerzahl (38) nicht zu vermehren braucht (LÜFTENEGGER). Aber — wir können uns so wenig darauf verlassen, daß wir es dankbar annehmen, wenn es erfolgt, im übrigen aber Wirtschaften, als gäbe es so etwas gar nicht. Über still umweiselnde Völker hört man fast nur Stimmen des Lobes. Nachzuprüfen sind die Dinge schlecht. Zahlen mäßiges ist auch noch wenig veröffentlicht. Es wäre, trotz der Lobesstimmen, sehr wohl denkbar, daß still umgeweiselt wird, weil die Alte eben doch wahrnehmbar weniger taugte. Warum soll man solchem Schaden nicht zuvorkommen? Einen Beweis dafür kann ich aus der Statistik von Felix BRÜNNICH (1923, AfB. V, S. 236, Alter und Leistung der Königinnen) erbringen: Sowohl K. als F. BRÜNNICH rechnen das Alter der Königin anders als PREUSS usw. Wenn wir die BRÜNNICHschen Ergebnisse in der Sprache von PREUSS darstellen, so folgt: von zweijährigen haben 11:36, also etwa 1/3, still umgeweiselt, und zwar fünf während, sechs nach der Tracht. Von den dreijährigen haben 10:11, also fast alle, still umgeweiselt, und zwar sieben während, drei nach der Tracht, alles bei streng schwarmlosem Betrieb. Von ein- und nulljährigen hat nichts umgeweiselt. (Neu: es kommt auch sehr auf ausgiebige Begattung an!).
Dabei waren die Leistungsnoten (10,00 = ideal) der nulljährigen 8,32, einjährigen 8,54, zweijährigen 7,69, dreijährigen 6,39. Natürlich bringt sowohl die Beweiselung bei Nulljährigen als auch die Umweiselung der andern leicht Störungen, denn ein richtiges Angebot von befruchteten Weiseln hat man eben nur in der günstigsten Jahreszeit, wo man nicht stören sollte. Wir müssen aber auf alle Fälle damit rechnen, daß eine Königin, die man im Eierlegen sich dauernd austoben läßt, zwar dauernd gut von den Bienen ernährt wird (die ihr ja auch die vielen Zellen hübsch zubereiten und denen der königliche Futtersaft sicher keine Bilanzsorgen macht), daß sie aber doch eher sich erschöpft als eine wenig tätige Königin. Einen Vergleichsfall haben wir ja bei den überwinternden Bienen. Nicht nur der Eierstock muß ja beim Eierlegen etwas leisten, sondern auch die Muskulatur. Umgekehrt ist es nicht so: wenn die Biene nicht besonders fleißig ist, dann lebt sie länger und trägt länger ein, und das Endergebnis ist dieselbe Honigmenge. Das ist schon deswegen falsch, weil nicht jede Tracht ohne weiteres die Biene zwingt, sich maximal voll zu beladen. Wohl aber erspart (39) eine gute Tracht sehr viel unnötige Suchflüge und unwirtschaftliche Teilladungen. Wir wissen zwar, daß durch den fein abgestuften Mitteilungs- und Alarmierungsdienst die Sammlerschar oft ihre verdiente Ruhe hat. Aber bei guter Tracht werden z.B. die Kundschafter besonders geschont. Umgekehrt verbraucht lungernde und verzettelte "Arbeits"–Kraft auch Futter. Bienen, die bei guter Tracht direkt zum Überfluß fliegen, dort sich nicht lange aufhalten und wieder zum Stock zurückkehren, sind auch weniger Gefahren ausgesetzt. Eine zweijährige Königin kann noch befriedigen, eine einjährige befriedigt am sichersten und meisten. Da ist es doch besser, man zwingt die Königin, das teilweise Gute, was sie noch als zweijährige gestiftet hätte, schon als einjährige (d.h. im Jahr nach ihrem Geburtsjahr) uns herzugeben. [Dies hat aufs Schönste Br. ADAM bestätigt. Im 1-ten Jahr schont er die Weisel, im 2. Jahr pumpt er sie aufs kräftigste aus. Brutraum = 12 x 11,2 = 134,4 dm2 Mittelwände = 2 Sparstockräume (= 144 dm2). Durch Wandern sorgt er für Dauertracht. Ein Volk brachte ihm im Klee innerhalb von 5 Tagen je 13 kg Honig (nicht etwa Nektar!), 8 weitere Völker leisteten beinahe gleich viel. Das kostete Flugbienen, das stellte Anforderungen an die Weisel! (vgl. AfB 27 62/3).] Das beste Mittel hierzu ist das Treiben. Sie gibt dann einen guten Teil ihres späteren Geleges uns schon ein Jahr früher. Es werden zwei Königinjahre in einem vereinigt. Wir kommen dann mit weniger Königinnen, mit weniger Beuten und mit weniger Überwinterungskosten aus. Dies ist auch eine Art Zweivolkbetrieb, auch eine Art Stockverringerung über den Winter.
"Das Schwärmen macht Arbeit: wenn man es fördert, wenn man es unterdrückt, und auch dann, wenn man weder das eine noch das andere tut. Der letzte Fall ist verdrießlich und bringt neben Arbeit auch lange Gesichter." (ARMBRUSTER, 1932, Bienenzucht — ob und wie, S. 73): Das Schwärmen steht im Mittelpunkt der Erzeugung. Es beeinflußt die Honigernte direkt oder indirekt auf das Einschneidendste. Die ganze Schwarmangelegenheit bedeutet Fortpflanzung, Wachstum, Vermehrung. Verhindern kann man diese Dinge nicht, wohl aber regeln durch Eingriffe. Denn nur der Tod wäre das eigentliche Gegenmittel.
Wenn der Imker in der Schwarmangelegenheit nicht ein für allemal die Führung an sich reißt, dann kann er den ganzen Stand verlieren, zum mindesten erleidet er dauernd die empfindlichsten Verluste. Das Vermehrungsmittel wird zum Gegenmittel der Erzeugung. Es gehen viel mehr Schwärme schlechtweg verloren als man glaubt. In Berlin z.B. kann die Feuerwehr alljährlich davon ein Lied singen. Auch sonst könnte ich traurige Einzelheiten anführen. Das ist ein merkwürdiger (40) Beitrag zum Kapitel: Erzeugen. In den meisten Fällen steht nicht eine so schlagfertige, wachsame Feuerwehr zur Verfügung, um den Schaden zu vermindern (und dies in so schwarmträgen Gebieten!). Es wird natürlich. immer vorkommen, daß Schwärme durchbrennen, aber man vergleiche mit obigem die ernsten, kostspieligen Anstrengungen, die Bienenvölker im Großen zu vermehren. Was hätten diese Juni–Schwärme noch bauen und einheimsen können! Wie manche auch junge Königin geht verloren. Um Schwärmen und Schwarmpflege muß jeder Imker sich kümmern, so oder so. Sehr brennend, ja zur Existenzfrage wird die Lehre von Erzeugung und Ernte für den Imker mit Außenständen. Für ihn ist die sogenannte künstliche Vermehrung, vor allem die künstlich Erneuerung, absolute Notwendigkeit. Die besten Schwarmfangautomaten taugen hier nichts. Wer Heim- und Außenstand, oder wer mehrere Außenstände besitzt, dem hat besonders DZIERZON gezeigt, wie dabei gar manche Vermehrungsvorteile winken. Die Beherrschung unserer Kunst würde sogar manchen verleiten, Außenstände einzurichten, zu vermehren und gleichzeitig die Tracht wirksamer auszunützen.
Je mehr wir vom Schwärmen wüßten, desto mehr könnten wir es in den Dienst der Erzeugungsschlacht stellen. Das Viele, das schon über die "wahren Ursachen" des Schwärmens geschrieben worden ist, kann ich nur in einem Punkt "bereichern". Das Schwärmen ist ein periodischer Instinkt (ja eine Instinktkette) und als solcher voller Rätsel. Viele Spekulationen darüber sind eitel und unsolid. Es entspricht der verantwortungsbewußten Würde der Naturforschung, dort, wo es sich gehört, zu gestehen: wir wissen es nicht oder noch nicht. Es ist nicht gut für den Menschengeist, wenn er das Staunen verlernt. (Vgl. oben Kap. 3.) Zunächst steht fest: Wenn der Wachsbau eine bestimmte Größe hat und entsprechend einige Sätze Brut geschlüpft sind, dann zeigen sich die Schwarmphänomene: Übergang zum weiten Zellmuster (Drohnenwachs), Drang der Königin, diese zu bestiften, Stockung im Wabenbau; die Wabenenden werden stumpf, Bau der Weiselnäpfe, Drang der Königin, diese zu bestiften, In etwa zehn Tagen nach dem ersten königlichen Ei: der Vorschwarm; in etwa 18 Tagen normalerweise der Nachschwarm usw. (41)
Die Königinzellen sollen das Ventil sein für den sich stauenden Futtersaft. Aber erstens setzen ja die Schwarmphänomen ein mit dem (überaus rätselhaften) Auftreten des weiten Zellenmusters (Drohnenzellen), also viel früher. Theoretisch etwa 16 Tage früher: 24 Tage (Drohnenentwicklung) + ca. 14 Tage (Wartezeit der Drohnen bis zur Brunst) = 38 Tage männliche Entwicklungszeit; 16 Tage (Königin–entwicklung) + 8 Tage (Wartezeit der Königin bis zur Brunst) = 24: 38–24 = 14 Tage: dazu kommt ein mehrtägiger Zuschlag, da zur Begattung einer einzigen Königin ja eine ganze Wolke von Drohnen zur Verfügung stehen muß. Zweitens wäre diese Drohnenerzeugung doch ein gründlicheres Ventil für gestauten Futtersaft. Und drittens wären die Dutzende Königinzellen kein geeignetes Ventil, denn die Waage und die Rechnung sagt: Arbeiter- und Drohnenbrut verzehrt insgesamt mehr Futtersaft. Im übrigen: Die Königin ist zwar im Schwärmer erpicht, angeblasene Königinzellen aufzusuchen, aber den Anstoß geben die älteren Bienen,[Besonders schön bestätigt durch die Funde von TARANOW und IVANOWA (wiedergegeben von HAYDAK z.B. 1950 State Apiarist Report Iowa for 1949 vgl. AfB 27, 104 und 28, 37). Der Weisel wird dabei manchmal so genötigt, daß er zum Schutz einfach den Kopf in die nächste Zelle steckt.] die solche Weiselnäpfe errichteten, und auch sonst sind die älteren Bienen beim Schwärmen die Weiser, nicht der Weisel (und nicht die jungen Bienen). Ein Beweis dafür sind die Spurbienen, die sicher nicht Jungbienen sind. Man wollte z.B. das Vorkommen von Spurbienen leugnen. MORLAND gab einen hübschen Beweis für ihr Vorhandensein mit Hilfe von gezeichneten Bienen (Rothamsted Conferences XX, S. 15 und neuerdings Lindauer).
Zum Glück hat der Mobilbetrieb das lästige Schwärmen im ganzen deutlich gedämpft, zum Glück auch mehr Mittel in die Hand gegeben, den Schwarminstinkt zu lenken. Der unmittelbare Anstoß zum Schwärmen ist das erste Ei, das die alte Königin in eine Königinzelle setzt. Etwa neun Tage später ist der Schwarm fällig. Dies Ereignis steht mit dem Auftreten des weiten Zellenmusters in Zusammenhang, aber keineswegs so, daß es nach einer ganz bestimmten Zahl von Tagen darnach auftreten müßte, nur von einem Minimum war oben die Rede. Wenn nach Auftreten des weiten Zellenmusters die Welle der Arbeiterbrut plötzlich hochgeht, dann tritt ein gewisser Mangel an Eilageraum und eine Schwarmstimmung auf. Dann ist die Königin erpicht, Eier in die Weiselnäpfe zu legen. Insofern erklärte ich oben, das Schwärmen ist eine Funktion des Eilage–Differentialquotienten, d. h. geht Hand in Hand mit der stark steigenden Eilagewelle.[8] Wenn nach Ablage des ersten königlichen Eies die Stimmung zurückgeht (z.B. schlechtes Wetter und starkes Abflauen der Eilage), dann wird zum Rückzug geblasen und die Weiselkrüge eingerissen. Dies verhütet (42) der Lüneburger durch kräftige Reizfütterung, denn er weiß, sonst tritt das Schwärmen erst wieder ca. drei Wochen später ein.
Im ganzen Schwarmgeschäft die Führung stramm in der Hand zu behalten, und zwar vom Planen im Winter an, ist die Vorbedingung der Imkerischen Erzeugung. Der Amerikaner versteht unter "Swarmcontrol" das ganze Schwarmgeschäft, also nicht nur ...
- die Schwarmunterbringung (Pflege des Naturschwarmes, der Nachschwärme, des Muttervolkes), sondern auch
- die künstliche Vermehrung, vor allem aber auch
- die Schwarmverhinderung.
Man kann Schwarmverhinderung treiben ohne zu vermehren, z.B. durch Raum–, Luft–, und Schattengeben, durch einfaches Abzapfen von Bienen, vor allem auch von reifender Brut. Die beste Schwarmverhinderung ist allerdings jene, die gleichzeitig künstlich vermehrt. DEMUTH führt alle Schwarmkontrollverfahren zurück auf drei Fälle (BULLETIN, 1198, S. 19):
Den Fall a vergleicht DEMUTH mit dem Naturschwarm, der in der neuen Wohnung zunächst ohne Brutnest ist; den Fall b mit dem Schwarmborn, der zunächst ohne Königin ist; den Fall c könnte man vergleichen mit der Rückgabe des Schwarmes an das Muttervolk, oder noch besser mit dem Ablegermachen im Volk selbst, DEMUTH beachtet meines Erachtens zu wenig den großen Fleiß des Schwarmes. Die Amerikaner, die sich früher vielleicht mehr als heute noch auf Scheibenhonigerzeugung geworfen haben, unterscheiden bei den Schwarmverhinderungmethoden sehr scharf die Maßnahmen bei Scheibenhonig und die Maßnahmen bei Wabenhonigerzeugung. Die Schaumverhinderung bei Scheibenhonigerzeugung ist schwieriger. (Vgl. ARMBRUSTER, 1934/6: Imkerei–Betriebsformen, Nr. 21, 26, 29, 43.) Technisch unterscheidet sie sich unter anderem dadurch, daß der Wabenhonig in halb hohen Aufsätzen gewonnen wird und der Schleuderhonig in Normalhohen. Der Schleuderhonigerzeuger hat einen größeren Vorrat von Normalwaben und ist auch dadurch im Vorteil. Die Pfundrähmchen–Bienen müssen nicht nur Tracht haben und die gute Tracht gut ausnützen, sondern sie müssen außerdem noch gleichzeitig hübsch bauen, und zwar in einem wahren Gewirr von Rähmchen, Schieden und Gittern. Außerdem muß dann die Sache in einem (43) Zug erfolgen, daß einheitlicher Honig entsteht, daß kein Pollen dazwischenkommt, daß nicht übermäßig viel Propolis geschmiert wird und damit der Honig rechtzeitig in vollem Maße eindickt (reift). Die Bienen kann man diesen vielen Anforderungen dienstbar machen, wenn man sie auf mollig engem Raum und auch sonst bei guter Laune hält. Dann aber können auch leicht Schwarmgelüste auftreten. In einer Hinsicht ist es sicher schade, daß wir keinen Scheibenhonig erzeugen. Es gibt auch bei uns gut zahlende Abnehmer für Scheibenhonig. Es ist sehr wahrscheinlich, daß man bei uns den Honigverbrauch steigern könnte dadurch, daß man mehr wirbt für Scheibenhonig, weil manche den Schleuderhonig liegen lassen, den Scheibenhonig als "etwas ganz Besonderes" sich jedoch zulegen. Für gar manche Erzeuger, zumal in Deutschland, wäre es sehr lästig (ja betriebskundlich bedenklich), wenn sie sich zersplitterten in Scheibenhonig- und Schleuderhonigerzeugung. Aber für so manche wäre es wärmstens zu begrüßen, wenn wir mehr richtige Scheibenhonigerzeuger hätten. Die Scheibenhonigerzeugung ist nach dem lauten Zeugnis der Nordamerikaner ein vorzügliches Schulungs- und Erziehungsmittel auf betriebskundlichem, besonders dem Schwarmgebiet (auch auf handwerklichem). Auf dem Gebiet des Schwarmbeherrschens holt nur ein besonders tüchtiger Imkerfeldherr Lorbeeren (vgl. ARMBRUSTER, 1934 f., Imkereibetriebsformen 21, 26, 29, besonders S. 142). Solch ein Doppelerzeuger lernt besonders gut durch scharfes Unterscheiden und dauerndes Vergleichen. Und umgekehrt, wenn er sich spezialisiert hat auf Scheibenhonig, dann ist er nicht einseitig geworden. Wer Scheibenhonig erzeugen kann, der kann auch Schleuderhonig erzeugen, er ist ein Meister in der Erzeugung und Erneuerung!
- Entfernen der Brut,
- Entfernen der Königin (und aller Königinzellen),
- Trennung von Königin und Brutnest im gleichen Stock, z. B. durch Absperrgitter.
Die Amerikaner arbeiten bei ihren LANGSTROTH–Beuten mit soviel Aufsätzen, daß man von Wolkenkratzern dort redet. Vier normalhohe Räume sind keine Seltenheit. Schon deswegen hat der Amerikaner eine viel größere Bewegungsfreiheit (kein Bienenhaus, keine Lagd, keine Stellage mit Fächern verhindern die Entwicklung nach oben), vor allem auch eine größere Kombinationsmöglichkeit. Der Amerikaner hat nicht nur die größere Schichten- und Wabenbeweglichkeit, sondern auch mehr Stockbeweglichkeit. Er hat im allgemeinen auch Platz rings um seinen Stock, da die Beuten im Bienengarten locker aufgestellt sind. Daß er bei alledem die Vorteile der Wabenbeweglichkeit ausübt, ist bei ihm der grundsätzliche Vorteil gegenüber uns alten Magazinimkern, die gar manche Methode der heutigen Amerikaner im Grunde schon hätten ausführen können. Denn wenn man einwendet: wir haben eben nicht die (44) gute Tracht für Wolkenkratzer, so muß dem entgegengehalten werden, daß unsere alten mitteleuropäischen Magazine bedeutend zierlicher waren als z.B. ein zehnrahmiger LANGSTROHT–Raum. "Wolkenkratzer" mit 5 Räumen waren damals keine Seltenheit (vgl. ARMBRUSTER, 1928, Die alte Bienenzucht der Alpen; Abb. 72, 74, 75). Man könnte auch darauf hinweisen, daß auch wir Gegenden mit guter Tracht haben und umgekehrt unsere deutschen Magazine kleiner' sind als die amerikanischen, so daß man also das Imkern in vier Magazinräumen ruhig da und dort nachahmen könnte. In drei Sparstockräumen habe ich mit gutem Erfolg schon bei nicht üppiger Tracht geimkert. Da sie seit annähernd 100 Jahren die Zucht in mobilen Magazinen als Berufsimker üben, können wir gar manches bei ihnen lernen, obwohl die "Swarm-Control" bei ihnen noch gar nicht alt ist. Schwarmpflege ist besser als bloße Schwarmkontrolle im engeren Sinne. Dauerndes Aufpassen bedeutet Zeit verlieren. In den Zwischenzeiten kann man viel Kunstschwärme machen usw. Wenn es richtig ist, daß Völker mit Schwarmgedanken gern lungern, warum nicht so rasch wie möglich die Lungerzeit verwandeln in die Fleißperiode, die wir bei neu eingeschlagenen (Kunst-) Schwärmen so bewundern. Schlechtes Wetter verhindert das Naturschwärmen. Beim Kunstschwarm kann man aber durch Notfüttern gut Wetter machen. Wer von der Bienenzucht leben will, ist oft auf Außenstände angewiesen und Schwarmaufsicht ist oft für ihn eine bare Unmöglichkeit. Berufsimkereien, größere Imkereien, sind aber die Erzeuger.
K. A. RAMDOHR, der Vater der wissenschaftlichen Imkereibetriebslehre, hat vor über hundert Jahren in klassischen Untersuchungen gezeigt, daß man dort, wo im Herbst die Tracht nicht fehlt, mehr Honig erzeugen kann, wenn man schwärmen läßt, als wenn man nicht schwärmen läßt. (Vgl. ARMBRUSTER, 1921, K. A. RAMDOHRs Versuche über die einträglichste und einfachste Art der Bienenzucht. Bücherei für Bienenkunde, Bd. 5.) Er hat sodann zweitens in überraschender Weise gezeigt: Schwärme und Nachschwärme, und zwar frühe und späte, bringen mehr, wenn man sie ungestört läßt, ja wenn man möglichstarm anfangen läßt, also ohne jegliches Anfangskapital an Bau und Vorräten. RAMDOHR habe, so meint GOETZE 1928, die Zwecklosigkeit der Höncher–Methode (einen Schwarm mit Anfangskapital auszustatten, also auf einen Korb zu stoßen, der noch Bau und Vorräte vom Vorgänger besitzt), "für frühe Schwärme aber auch nur für diese", gezeigt. (45) GOETZE irrt, RAMDOHRs Zahlen beweisen eindeutig den Nutzen der Höncher–Methode so wohl für frühe als für späte Schwärme, sowohl für frühe als für späte Nachschwärme, insofern als sie "stets" mehr leisten. Da es sich um Schwarmbetriebsuntersuchungen handelt, kommt es auf die Leistung an, nicht auf die Winterständigkeit. Wenn in einem Fall ein Juli–Nachschwarm bis zum Herbst noch 11 Pfund Nettogewicht bringt, dann ist er kaum winterständig. Wer ihn unbedingt durch den Winter bringen will und er hat Höncher noch im Vorrat, der wird ihn unter Umständen im Juli gleich auf Höncher stoßen; noch besser aber wird er statt dessen ihm zu den 11 Pfund noch etwas zufüttern (und noch besser: ihn ausstoßen). Das Höncher–Aufbewahren bedeutet ein Risiko (und Aufwand an Aufbewahrungsraum, entgangener Gewinn, Wertminderung usw.). RAMDOHRs Zahlen reden in diesem Punkt eine ganz klare Sprache, in seinem Text schüttet RAMDOHR allerdings etwas Wasser in den Wein, aber ohne ersichtlichen Grund. Wir können uns leicht überzeugen, daß der Fleiß von Schwärmen und Kunstschwärmen auch dann enorm ist, wenn wir Kunstwaben geben. Diese unglaubliche Arbeitswut von Schwärmen ist ganz offenbar der Grund für RAMDOHRs Ergebnis: mit Schwärmenlassen kommt man zu mehr Honig. Die Schwarmverhinderung ist im allgemeinen auch ein Zügel für den Arbeits-, ja Lebensgeist des Bienenvolkes überhaupt. Darum müssen wir auch heute, wo wir auf Zucker (meist) überwintern, wo wir Rähmchen, Mittelwände und Honigschleuder benutzen, RAMDOHRs Erzeugungslehren voll beachten. Natürlich bleibt wahr: ein schwärmendes Volk ist vor dem Schwärmen nicht im Schuß, und ein Schwärmen mitten in der Tracht ist ein Risiko, aber es ist unweigerlich falsch, wenn so oft geschrieben steht, Schwärmen und Honigernten vertragen sich nicht. Wie falsch sind z.B. die Berechnungen, die der sonst tüchtige KLEINE anstellt (Eichstädter Bztg. 1859, S. 29). Wie wenig rechnet der Autor mit dem Fleiß des Schwarmes. Immer wieder mußte ich darauf hinweisen: Es ist schlimm, wenn man über die Zuchtziele sich nicht im klaren ist; es ist auch einseitig, zu züchten: schwarmträg = honigreich. Auch sonst bestehen zwischen spezieller Imkereibetriebslehre und Zuchtzielen wichtige Beziehungen. Falls das eine oder andere Zuchtziel nachweislich leichter zu erreichen sein sollte, dann könnte der Imkerfeldherr sich darauf einstellen. Er stellt sich um auf eine recht fruchtbare Rasse oder in einem anderen Fall auf eine recht langlebige Rasse. Zum Glück. ist so etwas möglich, und es wäre noch zu (46) entscheiden, was rascher und sicherer zum Ziel führt bei möglichst geringem Aufwand und dauernd möglichst guten Ernten. Man hat bis jetzt bei keiner Rasse nachgewiesen, daß ihre Schwärme nicht besonders fleißig sind. Der Fall zeigt auch, daß eine schwarmträge Rasse keineswegs die beste zu sein braucht. Wenn der Bienenvater nicht hinterher ist und solch einen Trägen nicht stark erweitert und treibt oder ihn abfegt und einen neuen Kasten vollbauen laßt, dann lungert er. Ein weniger schwarmträges Volk würde wenigstens umgekehrt den Bienenvater treiben, dadurch daß es schwärmt und dem Bienenvater einen Nasenstüber gibt: "Nütze doch meinen Fleiß als Schwarm aus. Wenn du nicht den Stand vermehren willst, dann stoße mich im Herbst aus. Du hast eine neue Königin und schlimmstenfalls eine Wachsernte. Einmal Winterfutter kannst du dir ja sparen. "Karl von FRISCH und hundert Jahre vorher K.A. RAMDOHR haben uns gelehrt: Ein Standvolk ist nicht fleißig, sondern es kann fleißig sein, wenn der Imker etwas von Immen und Imkern versteht, insbesondere vom Kapitel Erzeugen — Ernte. Der Fleiß des Schwarmes (bzw. der vollgesogenen, im Durchschnitt ziemlich jungen Bienen, die vorübergehend ohne Bau um eine Königin geschart bzw. neugeschart waren) ist der allerwichtigste Bundesgenosse im Erzeugen. Er hat die Lüneburger und unzählige andere Berufsimkereien ermöglicht. Dieser Bundesgenosse wurde und wird vielfach verkannt und undankbar behandelt. Er ist froh, wenn man ihn richtig ausnutzt. Nur muß er im Notfall unterhalten werden (nach dem Urteil der Erfahrensten das zinsbringendste Geschäft! Vgl. Kap. 6). Manch einer hat den Segen der Erzeugung, den Fleiß der (Kunst-) Schwärme, den frischen Zug beim Bauenlassen kennengelernt bei einem an sich sehr unerfreulichen Anlaß, nämlich bei Befall mit bösartiger Faulbrut. Selbst unter diesen mißlichen, erschwerenden Umständen war der Erfolg verblüffend. "Es herrschte neues Leben auf dem Stand, wie ich es überhaupt noch nie erkannt hatte" (Bekenntnis eines Imkers an LEUENBERGER; vgl. Hopf–Plan). Als Erfinder dieses Hygiene–Kunstschwarms muß wohl NIKOL JACOB gelten. Besonders die indischen Verwandten der Honigbiene lehren: der Bienenstaat macht öfter reinen Tisch, macht regelmäßig einen kräftigen Strich hinter seine Vergangenheit. Wenn das Programm, Bauen und Brüten, Erzeugen der Drohnen- und Weiselzellen erledigt ist, dann räumt (47) der Ur–Staat das Feld und fängt von neuem an. Daran hindert Ihn niemand. Der Staatenrest ist noch stark genug, um nochmal, teilweise vielleicht sogar gleichzeitig, neue Gründungen, diesmal mit jungen Königinnen, vorzunehmen. Bei der Honigbiene ist es im Grunde nicht viel anders. In der Heide passiert obiges bis zu dreimal im Jahr (mit der gleichen Königin !). Wenn der Bienenvater mit der Schwarmverhinderung stört, dann lungert eben das Volk. Es gibt allerdings ein bewährtes künstliches Hilfsmittel: entweder tüchtig zwischenhängen (die Bienen lassen sich diesen Betrug gefallen, denn sie bleiben fleißig) oder aber: Abfegen oder sonst Kunstschwarmmachen in Verbindung mit künstlicher Königinerneuerung, also das, was wir Erzeugung nennen. Und aus NICKEls Befunden können wir schließen: Ein Schwarm ist deswegen so fleißig, weil infolge des Schwärmens etwa die Hälfte von acht Tagesgelegen ihre faule Periode (2. Periode des Stockdienstes) ins Gegenteil verwandelt.
Die Kunst des Treibens und Erweiterns ist eine der wichtigsten Erzeugungsmaßnahmen, ähnlich wie die beschleunigte Mobilmachung im Kriege. Im Anfang Ve.?.umtes kann man später kaum einholen. Wer zeitig gibt, gibt doppelt. Gerade die guten Stämme und guten Völker lassen sich besonders nachhaltig treiben. Die bisher veröffentlichten Brutkurven stammen von Völkern, die man nicht getrieben, sondern vielmehr häufig gestört hat; aber sie lehren bereits, daß die Brutnester nicht arithmetisch, sondern geometrisch wachsen, sie wachsen nicht gradlinig ansteigend, sondern zunächst in immer steiler werdender Kurve. Wenn ich diese Kurve von Anfang an aufrichte, komme ich viel rascher auf die Höhe. Wenn man auch nur zwei Spitzenvölker 14 Tage früher auf der Vollhöhe hat, kann man das ganze Vermehrungsgeschäft für alle übrigen Völker früher ansetzen, und zwar nicht nur die Königinnenzucht! Man kann nachrechnen, was es bedeutet, zunächst für Fleisch- und Wachserzeugung, wenn z.B. 6 Völker eine Woche früher so erstarkt sind, daß sie die Wärme im ganzen Brutnest voll halten können, so daß man bei 6 Völkern eine Woche früher schon zwischenhängen kann. Nur dann kann man frühe befruchtete Königinnen erzielen zur künstlichen Stillumweiselung! (48)
Dieses Mittel scheint mir viel gesünder und wirksamer, als mit "zwei Königinnen im Frühjahrsbrutnest" herumzujonglieren! Lieber öfters die Königin erneuern als doppelt soviel erzeugen und die eine Hälfte gegen die andere ausspielen! Wer die Völker früh auf der Höhe hat, kann durchschnittlich eine Tracht mehr ausnutzen. Die frühen Trachten geben durchschnittlich besseren Honig als die späten. Die volkswirtschaftlich so wichtige Bestäubungsarbeit verlangt Frühaufsteher. Frühe Schwärme und frühe Königinnen haben für den eigenen Bedarf und für den Verkauf den höchsten Wert. Der Imker als Feldherr steht vor viel mehr und viel erfreulicheren Möglichkeiten. Er bleibt von Anfang an viel mehr Herr der Lage !
Für die Erzeugung ist eine Unterscheidung ganz grundlegend. Im Anfang des Brutgeschäfts muß die Bruttemperatur von 34° stark von den Bienen selbst erzeugt werden, später hilft die Außentemperatur mächtig mit. Im ersten Fall ist die Bienenzahl noch gering. RAMDOHR rechnet mit knapp 8000 Bienen — später arbeitet ein Vielfaches. Nie ist also der Wärmeschutz nötiger als bei Beginn des Brutgeschäfts. In diesem Zeitpunkt ist das Brutnest ein Heiligtum, später nicht mehr (im einzelnen vgl. ARMBRUSTER, 1932, "Bienenzucht - ob und wie", und: ARMBRUSTER, 1923, "Der Wärmehaushalt im Bienenvolk"). Später muß man eher lüften. Hier kann Brutumhängen und Mittelwändegeben eine Wohltat sein.
Die Kunst des Erweiterns, allgemeiner die Kunst des Treibens, finde ich im großen und ganzen vernachlässigt. Die alte berühmte Berufsstabilzucht pflegte sie in fast unbegreiflichem Maße: durch unendlich reiche Triebfütterung. Das ist kostspielig und insofern einseitig, als der Pollenpanzer nur indirekt erweitert und der Königin nicht direkt Platz geboten wird zu verschärfter Eierlage. Von den Mobilimkern haben die Großimker wenig Zeit, die Völker individuell zu pflegen. Sie "beschränken" sich, z.B. in Nordamerika, auf ein für unsere Begriffe luxuriöses Hilfsmittel: die Futterkammer. Sie geben im Herbst schon einen vollen Aufsatz voll von verdeckeltem Honig (50–60 Pfd.). Sie ersparen sich erst das Schleudern, dann das Herbstauffüttern, dann die Frühjahrs-Not- und Triebfütterung, endlich das Raumgeben. Die Königin legt im Frühjahr ein Brutnest bald in den bei den Räumen an. Ein teilbares Brutnest ist dem Vermehrungs- und Schwarmverhinderungskünstler sehr willkommen. Die Hinterlader–Imker sind in der Wahl der Mittel sehr beschränkt. (49) Das öftere "Auseinandernehmen" der Völker ist in der rauhen Frühzeit nicht nur sehr zeitraubend, sondern auch sehr zweischneidig. Mehrere Hilfsmittel und Hantierungen habe ich 1932 ("Bienenzucht — ob und wie", Bd. 1 der Bücher des AfB) bekanntgegeben. Hübsche Maßnahmen fand ich da und dort bei SCHIMANOWSKI. Das klassische Umstellen der Völker (Platzaustausch oder der Platzwechsel) ist meist bei der Technik der klassischen Mobilära unmöglich geworden (z.B. DZIERZON). Es ist ja auch, wie das Umfüttern der Heideimker, mehr nur ein Gleichmachen auf Kosten anderer Völker. Die Eilage steigt, wie erwähnt, nicht in einer arithmetischen Reihe an, sondern in einer geometrischen. Die "Bäume müßten also sehr rasch in den Himmel wachsen". Im Anfang bremst der mangelnde Platz bzw. die mangelnde Wärme. Immer wieder bremsen Kälterückschläge, die ja zugleich Rückschläge in der Tracht und Ernährung sind. Diese Hindernisse kann man teilweise aus dem Wege räumen durch Warmhalten, Triebfüttern und durch Verstärken. Später wirkt als Bremse, selbst unter günstigsten äußeren Umständen, die Fruchtbarkeit der Königin, der Mangel an Platz, wohl auch die Stimmung des Volkes, die allmählich in Schwarmdusel übergeht.
Drum ist es so wichtig, wenn man Spitzenvölker hat, die schon ziemlich weit "in den Himmel gewachsen sind", sie geben den Überfluß an die zurückgebliebenen, bekommen selbst wie der Luft (Schwarmduselbekämpfung!) und richten bei den zurückgebliebenen die Entwicklungskurve steil hoch (mit bleibender Wirkung). Die Wirkung der Spitzen–Königin erstreckt sich über das eigene Volk hinaus. Dies ist, wie mir scheint, der richtige "Zweivolk"–Betrieb, oder der richtige Betrieb, "im Frühjahr zwei Königinnen im Volk". Ein Spitzenvolk wird man im Frühjahr besonders gut pflegen, um es möglichst früh zu treiben und schlagfertig zu bekommen. Man wird es vor den unvermeidlichen Kälterückschlägen schützen. Ich könnte mir denken, daß künstliche Erwärmung sich hier lohnt. [13= Es nützt nichts, einen Stand im Großen künstlich zu erwärmen, wenn man nicht über Pollenvorräte im Großen verfügt. Wo man in dem einen oder anderen Volke künstlich wärmt, reichen die Vorräte an Pollen, die außerhalb des betr. Stockes zur Verfügung stehen, eher aus.] Natürlich nicht im Winter. Es käme wohl nur Elektrowärme in Frage (weil "geruchlos", leicht zu bedienen und leicht zu dosieren). Die Winde dürften nicht ins Flugloch blasen. Die Wärmequellen wären am besten (bei Kaltbau) hinten unter die Deckwabe oder hinten quer anzubringen. Das Brutnest würde dabei am ehesten in die Länge (bezw. Breite) gezogen. (50) (Nicht zu kleine Wärmeplatten [Nickelindrahteinlage] soll man der Sicherheit wegen mit etwa 24 Volt speisen.) Das richtigste wären wohl Wärmeregler, wie sie Wärmekissen und Wärmebehälter verwenden. Natürlich müssen die Beuten recht warmhaltig sein (bzw. gehalten werden). Die Heizung würde mehr nur bei Kälterückschlägen und in kalten Nächten eingeschaltet (bei entsprechender Abstufung). Die eine Wärmeeinrichtung käme allen Völkern zugute, denn die künstliche Vermehrung könnte früher beginnen und die "Treibhauspflanze" könnte Brutwaben an die nächstbesten abgeben, so daß auch diese eher zu Spendern werden. Der Nutzen könnte sehr wohl in günstigem Verhältnis zum Aufwand stehen (z.B. bei dem Hopf-Plan). Der amerikanische Futterkammerbetrieb (50 Pfund Honig als Rücklage im Stock lassen!) ist, wie ich in Imkereibetriebsformen (Nr. 51) ausführte [14= und AfB 27 60], bei uns nicht genau zu kopieren. Es wären aber Fälle gut denkbar, wo man bei geeigneten Stöcken mehr als 20 Pfund Vorräte mit in den Winter nimmt (bei uns im wesentlichen Zucker!). Es gibt zuverlässige Berichte, die dem Verfahren bessere Brutentwicklung im Frühjahr nachsagen. Durch kluges Zwischenhängen der aufgeritzten Vorratswaben erzielt man nicht nur eine sehr günstige Reizfütterung, man verhütet auch sicherer, daß in den Honig Reste davon kommen. Falls ein Volk dann frühe Tracht ausnützt, könnte man dessen noch vorhandene künstliche Vorräte den schwächeren Völkern geben. Meine Erweiterungsverfahren des Drehens und Verschränkens müßten hier recht wirksam sein.
Im Herbst darf man nicht zu spät sehr scharf auffüttern; die Bienen müssen sich in diese Vorräte noch richtig mit ihrem Wintersitz einnisten können. Die niedere Breitwabe erscheint hierfür nicht ungünstig. 1923 (Der Wärmehaushalt im Bienenvolke, Berlin) hatte ich gezeigt, daß ein zu großes Volk ähnlich wie ein zu schwaches nicht ideal überwintert. Die Erzeugung sei also so, daß wohl möglichst viel junge Bienen in die Wintertraube kommen, nicht aber möglichst viel Bienen überhaupt. Inmitten einer zu großen Traube ist es den Winter über leicht zu warm. K.A. RAMDOHR bewies schlagend: Vereinigen im Herbst, Anhäufen der Bienen im Herbst bringt stärkere Winterzehrung. Das könnte man in Kauf nehmen, falls der Aufwand sich im kommenden Jahr verzinst. Aber er verzinst sich nicht. Eine Vereinigung im Frühjahr wäre deswegen ungleich vernünftiger als im Herbst, weil ein übergroßes Volk, eine übermäßig große Wintertraube eher schädlich ist. Eine große Bienentraube im Frühjahr jedoch erwärmt besser und ermöglicht der Königin bessere Eierlage, also bessere Volkerstärkung. (51) Schade nur, daß man dazu im Frühjahr immer eine Königin schachmatt setzen und auch töten muß. (Natürlich wird man weisellose Völker vereinigen). Da ist es doch besser, man läßt jede Königin je in ihrer eigenen Traube am Bau des jungen Bienenjahres arbeiten. Das eine Volk mag sich zwar etwas langsam entwickeln, aber man treibt die Spitzenvölker und entnimmt ihnen Brut für die zurückgebliebenen und hat dann zur Frühsommertracht, zwei starke Völker statt eines. Weiß man übrigens immer, ob man die richtige Königin getötet oder verschenkt hat bei der Frühjahrsvereinigung ? Das Volk kann Pech gehabt haben beim Überwintern und trotz guter Königin schwach geworden sein : "Jede Königin im Frühjahr ist ein halbes Volk wert" (DZIERZON). Im Frühsommer gewinnt man ein Urteil über die Königinnen; im Sommer kann man an ein Sichten der Königinnen denken (zumal da hier Ersatz leicht ist). Statt vereinigen eher mit Brut verstärken. Man hat, soweit überhaupt Interesse bestand für Betriebslehre, gewöhnlich zu scharf unterschieden zwischen den Betriebsformen: Du mußt dich entweder für das oder für jenes entscheiden. Gleichschaltung des ganzen Betriebs ist in Vielen Fällen das richtige, z.B. um bis zu einem Wandertermin das ganze Vermehrungsgeschäft einschließlich Neubeweiselung hinter sich zu haben. In gar manchen Fällen ist ein Ungleichmachen des Betriebs richtiger (obwohl neuerdings jemand überlegen lächelte über die unzeitgemäße Teilung in Honig- und Schwarmvölker und ähnliche Unterscheidungen). Im speziellen Teil geben manche schöne Beispiele — angefangen von EHRENFELS — den schlagenden Beweis, wie es zum planenden Feldherrn gehört, sich klug anzupassen. Man wird eben mit den Spitzenvölkern, oder mit den umzuweiselnden anders verfahren als mit Sorgenkindern, Pechvögeln oder mit den Völkern des Handelstandes. Besonders die Imker, die frühe Trachten einfangen, sollten große Freiheit sich wahren.
Die Honigbiene ist von Natur ein Höhlenbrüter. Sie paßt sich den verschiedensten Notwohnungen an. Unsere Bienenwohnungen sind vielleicht keine Notwohnungen, aber in einem Punkt sicher nicht naturgemäß. Die Biene verwendet die oberen Teile der Wabe zunächst als Brutwiegen, den allerobersten freilich meist als Vorratszellen. Später wird ein beträchtlicher Teil der Wabe oben als Dickwabe ausgebaut und mit Vorräten gefüllt. Wenn dann die Tracht noch besser wird, dann bauen die Bienen normalerweise nach unten weiter, wo auch "nie" Pollengürtel auftreten. (52) Die niedere Breitwabe kommt bei uns im Naturbau seltener vor. In der Natur ist unten meist der Reserveraum des Volks (aber nicht etwa immer!). Die Wirtschaftswohnung darf und muß ihre eigenen Gesetze haben. In unseren Bienenwohnungen fehlen fast stets die Dickwaben. Darum wird hier das Brutnest bei starker Tracht ehe r verhonigen, zumal da unten die Bauerei bald ein Ende hat. Die Pollenplatten zu beiden Seiten können die Bienen in der Bienenwohnung nur schwer überschreiten. Sie können also auch seitlich nur schlecht ausweichen, wenn der Imker nicht durch Zwischenhängen eingreift. Auch in einem anderen Punkt verbieten wir der Biene, sich naturgemäß zu entwickeln. Im Stabilstock, z.B. im Stülpkorb verläuft manches noch programmäßig. Im Mobilbau ist nicht nur der Drohnenbau stark gestört, sondern auch der Raum überhaupt ("ausgebaute Waben", keine Dickwaben) und der WeiselzeIlenbau im besonderen. Kein Wunder, daß das Schwärmen im Mobilbau zurückgeht und damit die Erzeugung. Die nächsten Verwandten der Biene lehren uns eindeutig: Die Wärme ist die Hauptsache, nicht die Kugel und die Kugelkreise. Wo es warm ist, bauen die Bienen so, daß die Königin möglichst wenig Wege machen muß. Das Schwarmphänomen ist der Schluß einer alten und der Anfang einer neuen Entwicklung, die immer von kräftigem Erzeugen von Grund auf begleitet ist. Mit Bauen wird Luxus getrieben, wie mit einem selbstverständlichen Nebenprodukt. Nur das Schwärmen erhält die Art. Folglich muß der Imker im eigenen Interesse eingreifen im Namen der Erzeugung, da manche der erwähnten Störungen vom "Imkereibetrieb" gefordert sind. Er muß im weitesten Sinne "künstlich schwärmen lassen", angefangen vom Wabenwechsel bis — (vielleicht??) — zur künstlichen Begattung. Wir werden dadurch dem Bienenvolk gegenüber verantwortlich: "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr." Auch wir müssen erzeugen und erziehen.
Wenn man zwischenhängt, werden die Pollendeckwaben unmittelbar, aber auch mittelbar auseinandergedrückt zugunsten des Brutnestes: Eine zwischengehängte Wabe entlockt in kurzer Zeit der Königin eine Menge Eier. Deren Aufzucht fordert plötzlich viel Pollen; die Pollenkränze und Pollendeckplatten werden stark gelichtet. Die neu alarmierten und eintreffenden Pollenvorräte werden eher weiter außen niedergelegt (umgetragen werden die Pollenvorräte bekanntlich nicht!). Die hinten ans Brutnest angehängte leere Wabe zeigt diese Wirkung nicht so deutlich, denn sie wird in erheblichem Maß erst bestiftet, wenn (53) da hinten die Temperatur hoch und die Belagerungsarmee stark geworden ist, aber um diese Zeit kommt die Kunst des Erweiterns sehr spät, im allgemeinen zu spät. Die Oberlader–Imker engen seltener ein. Die Hinterlader–Imker engen schon deswegen ein, weil sie sonst, um ans Brutnest zu gelangen, immer Waben herausnehmen und wieder hineinstellen müssen für nichts und wieder nichts. Es fehlen leider noch Versuche darüber, welchen Einfluß der Wabenbestand auf die Erzeugung (vgl. AfB. 29 Bespr. PEREPELOWA) ausübt. Der natürliche Abstand ist 35 mm von Wabenmitte zu Wabenmitte. Die CARRsche Metallecke (durch LINDE bei uns eingeführt und z.B. auch im Sparstock verwendet) ergibt einen Wabenabstand von bei nahe 38 mm. Diese Stöcke können besser durchlüften und scheinen weniger zu schwärmen, sie zeigen selten Bärte vor dem Flugloch. Wabenabstände enger als 35 mm sollen den Drohnenbau unterdrücken (Lüneburger. usw.), sollen auch die Königinzellen an die untere Wabenkante drücken, wo man sie besser sieht (zumal bei Behandlung von unten). DADANT trat vor allem für den Abstand von 38 mm ein. Die CARRschen Metallecken erlauben den Wabenabstand zu verändern, also z.B. von 38 bis etwa 32 mm zu verengern. Wahrscheinlich (leider fehlen noch die vergleichenden Versuche) ist der natürliche Abstand der richtige im zeitigen Frühjahr: die Bienen können die Brutgeschäfte aufs beste erledigen (wie die Natur lehrt). Es können sich in kälteren Perioden aber nicht so viel Bienen in die Wabengassen zusammendrängen. Sie werden gezwungen, eine größere Wabenoberfläche zu bedecken. Das Brutnest kann rascher wachsen, bei den schwachen und bei den Spitzenvölkern!